Düsseldorf. Ein Thriller mit dem Leitmotiv des Begräbnisses: An der Rheinoper ist jetzt Korngolds „Die tote Stadt“ zu sehen - mit starken Hauptdarstellern

Mit großem Beifall feierte das Premieren-Publikum die Neuinszenierung von Erich Wolfgang Korngolds Psycho-Thriller „Die tote Stadt“ im Düsseldorfer Opernhaus. Eine angesichts der anspruchsvollen Hauptrollen extrem schwer zu besetzende Herausforderung für jedes Opernhaus.

Was den trauernden Witwer Paul und die Tänzerin Marietta, Pauls Illusion der auferstandenen toten Marie, angeht, sorgen Corby Welch und Nadja Stefanoff für die besten musikalischen Momente der Aufführung.Wobei es weder Korngold noch Musikchef Axel Kober den Sängern leicht machen, sich gegen den üppig instrumentierten Orchesterapparat durchzusetzen. Die Düsseldorfer Symphoniker klangen insgesamt recht robust und überspielten etliche Feinheiten der gleißend schillernden Partitur. Neben den beiden Protagonisten blieb Emmett O’Hanlon mit seinem kultivierten Bariton als Frank etwas blass und Anna Harvey in der undankbar passiven Rolle der Brigitta kämpfte ein wenig mit den Spitzentönen.

„Die tote Stadt“ in Düsseldorf: Premierenpublikum feiert Korngolds Oper

Der amerikanische Regisseur Daniel Kramer inszeniert das Stück als abendfüllenden Trauerritus. Angesichts der manischen, selbstzerstörerischen Trauer Pauls um seine verstorbene Frau überzieht der Regisseur alle Szenen, selbst die burleske Harlekinade im zweiten Akt, mit realen oder fiktiven Leichentüchern. Die Bühnenbildnerin Marg Howell stattet Pauls Wohnung als „Kirche des Gewesenen“ aus, vollgestopft mit Puppen nach dem Vorbild Maries. Ein Sarg wird leitmotivisch (auf Dauer mit abnehmender Wirkung) durch den gesamten Abend getragen. Beim Fest der Schauspieltruppe bildet er das Zentrum einer mehr oder weniger gruseligen Totenfeier. Die lebensfrohe Marietta, die vergeblich versucht, Paul aus seiner moderigen Gruft ans Tageslicht des Lebens zu führen, und Marie, die schwarz gekleidete, allgegenwärtige und durchaus nicht harmlos sanfte Allegorie der auferstandenen Toten, befehden sich bei Kramer wie eifersüchtige Rivalinnen.

Regisseur Daniel Kramer misstraut einem Ende in Hoffnung

Paul schwankt unentschlossen zwischen den Frauen hin und her und sucht immer wieder Zuflucht bei seinen Puppen. Die Grenzen zwischen Realität, Fantasie und Traum verwischen bis zur Unkenntlichkeit. Dem hoffnungsvollen Ende, bei dem Paul endlich Abschied von seiner toten Frau nimmt und die „tote Stadt“ Brügge verlässt, misstraut Kramer. Paul wendet sich auf der finsteren Bühne vom zentral postierten Sarg ab und geht einer dunklen Zukunft entgegen.

22. April, 4., 13., 18. und 26. Mai sowie am 17., 22. und 24. Juni