Essen. Altbekannte Story, aber dafür extrem gekonnt inszeniert. Guy Ritchies „Operation Fortune“ ist als Actionthriller ein starkes Stück Kino geworden.

Eine Geheimwaffe ist gestohlen worden. In den falschen Händen könnte jede Großstadt auf diesem Planeten ihr Ziel sein. Gentleman-Agent Nathan Jasmine hat also einiges zu leisten, als ihm die Regierung Ihrer Majestät den Auftrag erteilt, die Waffe zurück zu beschaffen und die Gegenseite zu schwächen.

Dafür engagiert mit Orson Fortune einen Topmann fürs operative Mordgeschäft und stellt ihm eine IT-Fachfrau und einen Scharfschützen zur Seite. Der Haken: Weder weiß man, was genau von wem gestohlen wurde, noch, wer als Käufer in Betracht kommen könnte. Und dann wäre da auch noch ein konkurrierendes Söldnerteam...

„Operation Fortune“ kommt ins Kino. Guy Ritchie legt einen starken Film hin

Das soll eine Filmhandlung sein? Früh beklagten Kritiker an Guy Ritchies „Operation Fortune“ ungereimte Handlungsführung und mangelnde Substanz in der Charakterzeichnung. Nun, wer nach einem halben Jahrhundert James Bond noch Plausibilität im Agententhriller einfordert, macht sich selber das Leben schwer. Es reicht aber auch einfach der Verweis auf einen Regisseur, dem es von Anfang an wichtiger ist, wie etwas erzählt wird und nicht was. Denn die meisten Geschichten kennen wir doch schon, das Komplott, den Helden, die Schurken, die schönen Frauen.

Und deshalb lässt sich genau mit diesem Vorwissen und den damit verbundenen Erwartungen so wunderbar spielen. Vor allem bei der Besetzung. Da holt Guy Ritchie aus den Leuten das Beste heraus, und das sieht so aus: Jason Statham für die Action im Groben, immer gut; die ewig junge Aubrey Plaza für die Frau, die Männer mit Intelligenz einschüchtert, klappt besonders gut; die lange verschollenen Cary Elwes und Josh Hartnett als blasierter Gentleman-Agent und als Schauspieler, der in eine echte Actionrolle schlüpfen muss, einfach wunderbar; und Hugh Grant, der in als unfassbar eitler Waffenhändler üppig auf die Ironie-Tube drückt.

Ironie, Stil, Tempo, auch tödlicher Ernst: „Operation Fortune“ übertrifft manchen Bond

Dazu hat der Film enormes Tempo, weil er so aufgezogen ist wie einer der guten Filme, die Mitte der 60er Jahre aus der zweiten Reihen („Unser Mann aus Istanbul“, „An einem Freitag in Las Vegas“) die Bond-Masche aufgriffen, in dem sie den Mangel an Budget mit Tempo, starken Typen und noch ausgeflippteren Ideen wettmachten. Guy Ritchie kurbelt den Motor so clever an, dass die letzten Bond-Filme mit Daniel Craig dagegen richtig alt aussehen. Denn es hat nicht nur Stil und Klasse im Look, es ist auch enorm witzig, weil es einem Genre, das durch seinen Pomp längst selbst zur Parodie geworden ist, wieder tödlichen Ernst einimpft, wo man gar nicht damit rechnet. In der Summe ist das ganz großes Kino.