Essen.
Jörg W. Schirmers skurrile Menschenleiber, die betonschwer wirken, weil ihr Styropor-Material so
geschickt kaschiert ist, hingen schon in einem Wald am Teich in Bottrop und in einer Kölner Kirche. Aber unter die Rohr-Verschlingungen in Halle 8 auf Zeche Zollverein passt die Installation „Orgie, himmlisch“ ganz so, als wäre sie eigens dafür gemacht. Ein „barockes Deckengemälde in 3D“ nennt es der Künstler, der auch mit farbig gefassten Bronzen bei der Galerie Klose vertreten ist. Aber das ist nur eine Position unter gut 300 Künstlerinnen und Künstlern mit bezahlbarer Kunst auf der „Contemporary Art Ruhr“ (C.A.R.), die nun am Wochenende zum 16. Mal über die Zollverein-Bühne geht.
Galerien aus Südkorea sind wieder da auf der Ruhr-Kunstmesse, spanische, lettische und erstmals eine aus Großbritannien (mit Fotos von David Bowie und Amy Winehouse) sowie die Galerie Wilmsen aus der Schweiz mit deutscher Nachkriegskunst von Günther Uecker bis Rupprecht Geiger. Die Malerei der Leipziger Schule von Claudia Hauptmann überzeugt bei Artae genauso wie Metulczkis „Trinkgedächtnis“, hyperreal-romantisch gemalte Bier-Stillleben aus Kneipen, von denen es viele schon nicht mehr gibt. Walter Vogels Fotos von Pina Bausch und die von Hiroyuki Masuyama bei Dirk Balke sind ebenso sehenswert wie die fotografisch belichteten Kalksteinskulpturen von Thomas Lucker (Rao Berlin). Und ein echter Tipp sind die C.A.R.-Talente – qualitätvoll und quer durch die Genres von Malerei über Fotografie bis zur Skulptur.