Köln. Im November startet das Musical „Moulin Rouge“ in Köln. Warum Star-Regisseur Baz Luhrmann nach einem Probenbesuch so begeistert war.
Da sitzt Baz Luhrmann auf dem Sofa. Trägt rotes Cord-Sakko und rot-schwarzen Pulli zu strohblondem Haar und um den Hals eine Perlenkette mit einem Anhänger aus drei Buchstaben: TCB – eine Abkürzung für „Taking Care Of Business“. Auf deutsch: „Sich ums Geschäft kümmern“, ein Satz, der schon seit Jahren ein Motto des australischen Star-Regisseurs ist. Auch deshalb ist er nach Köln gekommen.
Denn dort startet in wenigen Wochen das Musical „Moulin Rouge“. Ein Musical, das es ohne ihn nicht geben würde. Es basiert nämlich auf dem gleichnamigen Musical-Film, den Luhrmann 2001 mit Nicole Kidman und Ewan McGregor in den Hauptrollen gedreht hat. Erzählt wird die Geschichte der zum Scheitern verurteilten Liebe zwischen einem mittellosen Schriftsteller und dem schillernden Star des Pariser Nachtclubs. Und erzählt wird sie fast ausschließlich mit grandios zusammengesetzten Fragmenten bekannter Hits.
Zugfahrt gegen hohen Adrenalinspiegel
„Moulin Rouge“ ist ein Film, der Luhrmann damals so elektrisiert, dass er nach Ende der Dreharbeiten in Peking in die Transsibirische Eisenbahn eingestiegen und quer durch Nordrussland bis nach Paris gefahren ist, „nur um meinen Adrenalinspiegel wieder auf Normal zu kriegen“. Das hat funktioniert, ganz losgelassen hat ihn der weltbekannte Pariser Nachtclub aber nie.
2019 feierte das Musical Premiere in New York, seit Anfang des Jahres läuft es in London, vom 6. November an auch im „Musical Dome“ von Köln. Logisch, dass Luhrmann da vorher mal vorbeischaut, auch wenn er nicht direkt in die Show involviert ist.
„Die Show ist überall um einen herum“
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Durchs Belgische Viertel ist er am Abend zuvor gezogen, hat in einem „coolen Restaurant“ gegessen und eine Bar kennengelernt. „Vielleicht auch zwei.“ Und was soll er sagen. „Köln ist eine großartige Stadt für diese Show.“ Und erst der Musical Dome. Klar, die Theater am Broadway und am Westend seien beide toll, aber der für viele Millionen umgebaute Musical Dome sei noch einmal eine ganz andere Hausnummer. „Die Show ist ja überall um einen herum“, hat der 60-Jährige begeistert festgestellt und einmal mehr betont: „Ich liebe Musicals.“
Dann hat er sich die Proben in Köln angeschaut und die Begeisterung ist noch einmal gewachsen. Wie bei den Produktionen in den USA und England hat er alles wiedergefunden, was er an dem Film so geliebt hat – plus viel neue Musik, die es vor 20 Jahren noch gar nicht gab, die der neue Regisseur Alex Timbers aber gekonnt eingebaut hat. In Köln komme an einigen Stellen noch der mühelose Wechsel zwischen englisch und deutsch hinzu, mit dem derzeit experimentiert wird, damit auch jeder Besucher die Geschichte versteht.
Tatsächlich mit allen Sinnen wie in der Welt des „Moulin Rouge“
Bereut er inzwischen, dass er nicht selbst wieder alle Fäden in die Hand genommen hat? „Nein“, sagt Luhrmann. „Ich wusste, dass ich nicht die richtige Person bin, um etwas neu zu interpretieren, das ich selbst vor Jahren erschaffen hatte.“ Auch weil er nach eigener Einschätzung dazu hätte neigen können, jede Entscheidung, die im Originalwerk getroffen wurde, zu schützen, als ob sie heilig wäre. „Aber das ist das Gegenteil von Kunst.“ Deshalb habe er Ratschläge gegeben, keine Anordnungen. „Ansonsten habe ich Alex vertraut. Und er hat alles richtig gemacht.“
Ohnehin, sagt Luhrmann, der in diesem Jahr mit dem Film „Elvis“ große Erfolge feiert, schaue er nicht zurück. „Die Bühnenversion ist präsenter in meinem Kopf als der Film.“ Und nicht so stark eingebunden zu sein, ist auch viel entspannter, findet er. „Ich fühl mich wie der Großvater der Show. Man hat den ganzen Spaß, muss sich am Ende aber nicht darum sorgen, was die Enkel so treiben.“
„Unmöglich zu kommen und sich dann einsam zu fühlen“
Außerdem, findet Luhrmann, hat die Bühnenproduktion einen ganz großen Vorteil – überall aber ganz besonders in Köln. „Wer das Theater betritt, der fühlt sich für ein paar Stunden tatsächlich mit allen Sinnen wie in der Welt des ,Moulin Rouge’.“
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Noch wichtiger aber sei, dass das Live-Theater eben live sei und sich die Besucher deshalb besonders lebendig fühlen würden – „mit all den Menschen um sie herum“. „Es ist unmöglich, in diese Show zu kommen und sich einsam zu fühlen“, hat der berühmte Regisseur bei Besuchen in London und New York festgestellt. „Selbst wenn man alleine kommt.“