Essen. Mehr Selbstbewusstsein, mehr Mut zum Bunten! Christian Stratmann (Mondpalast) war jetzt Gast des WAZ-Talks „Ruhrgebiet, wir müssen reden!“

Der Prinzipal kennt sein Ruhrgebiet, das merkt man jeder seiner Antworten an: Aus dem Video-Interview, das WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock mit Mondpalast-Chef Christian Stratmann führte, lesen Sie hier zentrale Positionen, die hoffentlich Lust auf mehr machen.

Warum Komödie im Ruhrgebiet?

„Das Ruhrgebiet hat so viele Facetten, so viele schöne Eigenheiten, so viele Charaktere. Für mich war klar, dass diese Region ein eigenes Volkstheater braucht! Der Name Mondpalast bezog sich natürlich auf den alten Schlager. ,Palast’ habe ich dann gewählt, weil man in Wanne-Eickel so ziemlich alles erwartet, bloß keinen Palast! Den Standort fand ich ideal. Der Name Wanne-Eickel steht in Deutschland derart fürs Ruhrgebiet – es gibt in Hamburg sogar Menschen, die das für eine reine Namensschöpfung halten.“

Hat das Revier einen eigenen Humor?

„Das Ruhrgebiet ist ein Schmelztiegel vieler Gruppen und Kulturen. Der Humor ist sehr trocken, sehr ehrlich und er hat sich mit einer Sprache vermischt, die für mich ein Spitzendialekt ist. Leider wird er nicht mehr so viel gesprochen.“

Was für Christian Stratmann überhaupt nicht zum Lachen ist

„Ich kann wirklich über vieles lachen, oft genug über mich. Aber wo Menschen verletzt werden, hört es auf: Missbrauch, Rassismus – da mag ich mir nicht vorstellen, je darüber lachen zu können.“

Was ihn am Ruhrgebiet optimistisch stimmt

„Dass die Menschen sich immer mehr mit dem Ruhrgebiet identifizieren, dass es klarer als eine Einheit wahrgenommen wird. Früher, in den 50er, 60er Jahren hat man beim Italien-Urlaub auf die Frage, wo man herkommt, „aus der Nähe von Düsseldorf“ gesagt. Heute gibt es zig Bücher übers Ruhrgebiet, etliche Merchandising-Artikel. Das finde ich einfach positiv – es ist schön zu sehen, dass die Menschen so eins sind mit ihrem Ruhrgebiet.“

Einen besseren Namen finden

„Der Name: ,Ruhrgebiet’ gefällt mir überhaupt nicht. Image hat immer mit Marketing und Namen zu tun. Böse gesagt, hat das was von ,Katastrophengebiet’. Das entspricht nicht den Leuten hier, nicht ihrer Lebensfreude. Vielleicht machen Sie mal einen Leser-Aufruf, in dem jeder, der hier lebt, Vorschläge machen kann?! Und: Wir müssen mit unserem Reichtum an Kultur auch abseits großer Theater noch viel mehr nach außen gehen. Das Ruhrgebiet ist ein bisschen sehr zurückhaltend.“

Selbstbewusster in die Zukunft

„Für die Zukunft des Ruhrgebiets wünsche ich mir, dass alle noch mehr Selbstbewusstsein, mehr Fröhlichkeit und Buntheit nach außen tragen und das Problembeladene der Region nicht so nach vorn schieben. Aber dazu muss man dann einfach auch mal sagen: Wir machen das jetzt! Los!“

--------------------

HIER GEHT ES ZUM KOMPLETTEN TALK

Die komplette Sendung „Ruhrgebiet, wir müssen reden!“finden unsere Leserinnen und Leser im Internet auch unter www.waz.de/stratmann

Der Prinzipal des Mondpalasts erinnert sich im Gespräch mit Andreas Tyrock detailliert an die Gründungszeit seines erfolgreichen Volkstheaters, er spricht über die schwere Zeit, in der erst die Corona-Pandemie, dann die Energiekrise sein Haus erreichte. Aber erinnert sich auch an den glanzvollen Abend, als ein Bundespräsident bei ihm und seinem Ensemble vorbeischaute. Die Talk-Reihe der WAZ geht weiter. Über den nächsten Gast von Andreas Tyrock informieren wir Sie zeitnah.