Wanne-Eickel. Er kam, sah – und machte: Christian Stratmann hat die Unterhaltungslandschaft Ruhr nachhaltig geprägt. Heute wird er 70 Jahre alt.

Wollte man Helmut Schmidts „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt“ widerlegen, man müsste nur das Leben des Christian Stratmann erzählen. Da kommt in den frühen 1990ern einer mit viel Mut (und kaum Branchenerfahrung) mitten ins Revier und entdeckt an der Seite seines Bruders Dr. Ludger (also doch zum Arzt!) eine Perle: Das alte Amerikahaus, zuletzt eine Rumpelkammer, deren eigentlichen Wert kein hochbezahlter Stadtmanager zu erkennen verstanden hatte, es wird Europahaus. Und flott „to be“-Liebling des Reviers.

Und dann legt dieser Christian Stratmann noch ‘ne Schüppe Risiko drauf. Er erfindet den Mondpalast: eine reine Komödienbühne für die Menschen des Reviers. Zu Hause in Wanne-Eickels ollem Saalbau, der damals längst keine erste Adresse mehr ist. Stratmanns Credo: kein Pfennig Subvention, eigene Stücke, festes Ensemble. Du liebe Zeit!

Christian Stratmann wird 70 – ohne ihn gäbe es keinen Mondpalast

Manche sollen ihn 2003 für verrückt gehalten haben. Aber neben einer alle und alles fordernden Professionalität und seinem extrem ausgeprägten Sinn für Dienst am Kunden hat der abgebrochene Sozialwissenschaftsstudent von einst und später überaus erfolgreiche Vertriebschef im Zeitschriftengewerbe immer eins bewiesen: den Riecher, was seiner alten Heimat fehlt zum Glück. „Ein Volkstheater“ sprach Stratmann damals. Sein Wort wurde Fleisch. Besucher? Siebenstellig!

Perfektionist und Träumer, Träger des Bundesverdienstkreuzes und bekennender Liberaler, Macher und Mensch: Stratmann ist der der Mann, der jeden Gast („Nennen Sie die Leute nie bloß Zuschauer!“) mit Handschlag begrüßt, dem jedes Bonbonpapier im Parkett stört, der von Wanne-Eickel aus die Welt umarmen kann, aber es nicht weniger genießt, als Prinzipal niemanden nach Erlaubnis für was auch immer fragen zu müssen: „Was ich sage, wird gemacht. Peng!“

Der Geburtstag fällt in keine leichte Zeit - die Komödienbühne ist wegen Corona dicht

Heute wird Christian Stratmann 70. Sein Ehrentag fällt wegen Corona in eine für sein Theater düstere Zeit. Da bleibt neben vielen guten Wünschen der, nicht aufzugeben. Oder um es – wenn es mal nicht so gut lief im Leben – mit dem Geburtstagskind zu sagen: „Nach vorne!“