Castrop-Rauxel. Sie sind Grundversorger bis in den letzen Landeszipfel: Die vier Landestheater Nordrhein-Westfalens hoffen auf ein Erfolgsniveau wie vor Corona.
Es ist ja nicht selten auf der Welt so, dass die mit den wenigsten Schlagzeilen die meiste Arbeit haben. Dinslaken, Detmold, Castrop-Rauxel, Neuss – wer würde sie gleich im ersten Anlauf als Nabel der Theaterwelt bezeichnen? Aber mehr als 100 Produktionen, davon über 50 stolze Premieren in einer einzigen Saison, kommen allesamt aus diesen Theaterstandorten.
Am Mittwoch haben die vier Landestheater Nordrhein-Westfalens in schönem Schulterschluss auf ihre Zukunftspläne geblickt. Sie eint nicht nur die Kunst, Menschen von 8 bis 88 zuverlässig eine Szene zu machen. Alle vier Bühnen sind mobile Grundversorger, die in unserem Bundesland von der südlichsten Schulaula bis zum nördlichsten Saal eines Lichtspielhauses Theater exportieren. Sie sind permanent unterwegs, Städte mit Theater zu versorgen, die kein festes Schauspiel ihr Eigen nennen.
Musiktheater, Schauspiel, Musical, Ballett, Kinder- und Jugendtheater
Diese Gastspiele bilden die ganze Palette darstellender Kunst ab: Musiktheater, Schauspiel, Musical, Ballett sowie Kinder- und Jugendtheater. Ina Brandes (CDU), NRW-Kulturministerin, lobte zum Auftakt der Saison den „hervorragenden Beitrag“ für solchen Zugang zu Kunst und Kultur – am Standort der Theater und im ländlichen Raum. Freilich kam Brandes um ein heißes Eisen nicht herum. Gehen nach der harten Corona-Prüfung nun für Faust und Nathan bald aus anderen Gründen die Lichter aus? Da mischte sich bei der Ministerin Zuversicht mit Pragmatismus: „Wir wollen die Theater so lange wie möglich offenhalten und zugleich müssen auch sie einen signifikanten Beitrag zum Energiesparen leisten.“
Filme und Romane auf der Bühne
Das Theater-Quartett blickte Mittwoch aber erst einmal optimistisch auf das, was zu sehen ist, wenn dem Rampenlicht niemand den Saft abdreht. Das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel etwa hat in den letzten Jahren die Adaption von Krimis und anderer Erfolgsliteratur zu einem seiner Markenzeichen gemacht. Romy Hausmanns „Liebes Kind“ eröffnet dort als Thriller die Spielzeit. Auch Jan Weilers „Pubertier“ wird erwartet, ebenso Bernhard Schlinks „Vorleser“. Dinslakens Burghofbühne verlegt großes Kino auf die Bretter und macht „Good Bye Lenin“ zu Theater. Literatur-Adaptionen sollen auch hier locken – sie reichen von Erich Kästners „Fabian“ bis zu Jonathan Safran Foers „Alles ist erleuchtet“.
Auf eine Rückkehr zum Spielbetrieb guter alter Zeiten hoffen sie alle vier. Es wäre die Rückkehr zu einem hohen Niveau. Vor den Einschränkungen, die die Pandemie zeitigte, haben diese Landestheater mehr als 1300 Vorstellungen pro Jahr gespielt – über die Hälfte davon waren Gastspiele in bald 200 Kommunen Nordrhein-Westfalens und über die Landesgrenzen hinaus.