Essen. Geigen-Star Anne-Sophie Mutter und das Pittsburgh Symphony Orchestra haben das Publikum in Essen begeistert. Als Dank gab es Standing Ovations.

Was für ein Saisonstart! Schon Anne-Sophie Mutter als längst ikonenhafter Geigenstar vermochte ein volles Haus zu garantieren. Zusammen mit Manfred Honeck und seinem exquisiten Pittsburgh Symphony Orchestra freilich setzte der Abend, der großzügig Beethovens weit ausholendes Violinkonzert und Mahlers 1. Sinfonie offerierte, gleich einen ersten künstlerischen Höhepunkt in der Essener Philharmonie.

Viel gehört und heiß geliebt gaben die Gäste das D-Dur-Konzert, fernab von orchestraler Knalligkeit oder solistischem Draufgängertum, als ein in Musik gegossenes humanistisches Monument, das wie von einer friedlichen Insel der Glückseligkeit herübertönte. Gerade Anne-Sophie Mutter (pinkfarbenes, trägerloses Abendkleid) war es, die ihren Part quasi kalligraphisch aus der Zeit rückte und in nobel-funkelnden, feinen Silberfäden entspann, als wolle sie sich in himmlische Regionen hochschrauben. Bestaunenswert nach wie vor ihr Pianissimo an der Hörgrenze, die Kunstfertigkeit ihres mehrstimmigen Spiels, die brillante Technik nicht nur im Rondo. Honeck sekundierte am Pult mit Wiener Tugenden: klanglicher Balance, Wärme und maßvollen Tempi.

Pittsburgh Symphony Orchestra müsste zu den Big Five gehören

Seine enorme klangliche Vielfalt spreizte das Orchester in den Rahmenwerken auf. Denn vor Mahlers erste Sinfonie hatte man mit György Ligetis „Lontano“ einen Klassiker der Sechziger-Avantgarde platziert. Die mikro-oszillierenden, clusterhaften Klangflächen wussten die Amerikaner filigran abzubilden und dynamisch ins Sphärenhafte herunterzudimmen. Bevor nach der Pause der „Titan“ alles an Ausdruckskraft forderte. Und dieses Pittsburgh Symphony Orchestra bewies in einer mustergültigen Wiedergabe, dass es eigentlich zu den Big Five gehören müsste.

Als sein größter Schatz ist wohl der Bläserapparat zu rühmen: das hochpräsente Holz (allein die Klezmer-Klarinetten!) wie das Schwerstarbeit leistende Blech. Da konnte Honeck mit Spannkraft und Sensibilität gleichermaßen die ironischen Brechungen in Mahlers gespaltener Seele hörbar machen – das Nebeneinander von Naturstimmen und Militärfanfaren, den Trauermarsch, aus dem der Schelm hervorlugt, den Schlusssatz zwischen Höllenpfuhl und mehrfach ansetzender Apotheose, für die das Orchester tatsächlich die Partituranweisung „Die Hörner alles, auch die Trompeten übertönen!“ verwirklichte. Standing Ovations und als Zugabe noch ein Handwurf Strauss-Konfetti – tollkühn!