Zu alt, die Welt zu retten? Gibt es nicht, jedenfalls nicht bei Lee Childs „Reacher“ und Michael Conellys „Bosch“. Sie ermitteln wieder!

Es ist ja nicht so, dass Jack Reacher Ärger sucht. Aber er geht ihm auch nicht aus dem Weg. Nie. Auch nicht in dieser namenlosen Stadt irgendwo in den USA. „Nicht richtig klein, nicht wirklich groß“, würde der ehemalige Militärpolizist sie nennen. Aber gleich mit zwei recht schlicht gestrickten Mafia-Banden. Mit beiden legt er sich in Lee Childs„Die Hyänen“ (Blanvalet, 417 S. 22 Euro) an, weil er einem alten Ehepaar helfen will, sich aus den Händen von Geldverleihern zu befreien.

So ist er. Seit 1997 schon. Und das wird langsam zum Problem. Laut seiner fiktiven Biografie ist Reacher mittlerweile 62. Rentenalter. Aber er kämpft wie ein Dreißigjähriger. „Unglaubwürdig“, würde er selbst einräumen. Aber Child lässt ihn nicht altern und auch nicht ruhiger werden. Im Gegenteil. Reacher kennt nur noch Gut und Böse. Und wer böse ist, den tötet er. Dutzendfach in diesem Buch. Geht nicht anders. „Die haben angefangen.“

Lee Child setzt Jack Reacher wieder auf die Spur

Fans der Reihe wird das kaum vom Kauf abhalten. Aber auch sie dürfte stören, dass dieser Roman so vorhersehbar ist. Spannend ja, aber nicht überraschend. Keine Spur mehr von der Raffinesse der ersten Jahre, kaum noch unerwartete Wendungen. Mit dem kommenden Band legt Child die Serie in die Hände seines Bruders. Ob das etwas ändert? „Unklar“, wäre Reachers Antwort. Und dann würde er sagen, was er gerne sagt. „Das Beste hoffen und aufs Schlimmste gefasst sein.“

Auch Michael Connellys Harry Bosch ist ein Fossil in der US-Krimi-Szene. „Glutnacht“ (‎Kampa , 464 S., 21,90 Euro) ist schon Band 22 und aus dem hitzköpfigen LAPD-Detective ist ein Pensionär mit kaputtem Knie geworden. Anders als Child hat sich Connelly aber schon lange nicht mehr nur auf seine bekannteste Figur alleine verlassen. Er hat andere geschaffen, den Anwalt Mickey Haller oder die junge Polizistin Rene Ballard. Und nach einigen eigenen Abenteuern hat er sie stets mit Bosch zusammengeführt.

Ein Held mit kaputtem Knie: Conellys Harry Bosch

Das macht er in diesem Fall auch. Zusammen mit Ballard löst Bosch erneut einen alten Fall, der ihm von der Witwe seines ehemaligen Ausbilders zugespielt worden ist. Parallel ermittelt das ungleiche Duo bei zwei anderen Morden. Bei einem geht es um einen ermordeten Richter, beim anderen um einen Obdachlosen, der in seinem Zelt verbrannt ist. Es dauert, bis das Buch an Fahrt aufnimmt. Auch weil Connelly bei der Schilderung der Polizeiarbeit erneut sehr penibel ist. Im letzten Drittel aber geht es Schlag auf Schlag und Spannung trifft auf Überraschung. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass Connelly Bosch nicht so schnell abtreten lässt. Gibt nämlich nicht mehr viele wie ihn.