Duisburg. Bilderbuch, Thees Uhlmann und Bruckner, Not-Buchungen, Überraschungserfolge und die gute alte Hamburger Schule im Duisburger Landschaftspark Nord
Diese Inbrunst, diese Energie, diese Spielfreude: Wie entfesselt stürmten viele der 30 Bands die Bühnen des Landschaftsparks in Duisburg ! Das Traumzeit-Festival, heuer zum 23. Mal zelebriert, war selten so sehr das Lebenszeichen einer Branche, die von der Corona-Pandemie gebeutelt, beschränkt, in ihren Grundfesten erschüttert wurde.
An drei Tagen gaben Altväter der Hamburger Schule wie Jochen Distelmeyer und Thees Uhlmann einander die Mikros in die Hand, zeigten Newcomer wie Cassia und Bruckner, was in ihnen steckt, und bewiesen Hiphopper wie die Frittenbude, dass sie das Publikum eines Singer-Songwriter-Indie-Rock-Festivals in ihren Bann zu schlagen vermögen. Am Abend sollten noch die Editors das Fest beschließen.
Cassia, Bruckner, Thees Uhlmann und Jochen Diestelmeyer
Festivalleiter Frank Jebavy freute sich über täglich knapp 3000 Zuschauer, die bei bestem Sommerwetter die schöne Atmosphäre des Landschaftsparks genossen, singend und tanzend der Wärme trotzten und zwischen Gießhallen-, Hochofen- und Cowperplatz-Bühne pendelten. Hunderte von ihnen zelteten auch vor Ort.
Die Festival-Branche ist bundesweit gebeutelt, einige Events wurden abgesagt. Das Puls Open Air bei München musste wegen Personalmangels in der Vorwoche nach der Eröffnung sogar abbrechen. Auch Frank Jebavy bekennt, dass es nie so schwer war. Die Pandemie habe den vertrauten Partnern aus Technik, Catering, Security viel Personal genommen. Insgesamt sei alles „um 30 Prozent teurer geworden“, das könne man als Veranstalter kaum kompensieren.
Antilopen Gang und Danger Dan kamen vom Hurricane
Auch das Line-up verschob sich bis zum letzten Tag, weil mehrere Bands Corona-bedingt absagen mussten. „Unser Booker Markus Kalbitzer hat Nachtschichten eingelegt, um die Lücken zu schließen“, sagt Jebavy. Und landete etwa mit der Antilopen Gang und Danger Dan einen echten Überraschungserfolg. Das Trio kam direkt vom Hurricane-Festival und startete durch mit kraftvollen Songs, markigen Sprüchen und dem Hit „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“.
Sie merkten allerdings auch schnell, dass man über Duisburg keine billigen Scherze machen sollte. Schon gar nicht bei der Traumzeit. Denn hier wird eine andere Geschichte der Stadt geschrieben, eine, die modern und urban ist, gastfreundlich und geschichtsbewusst, die Stahlkulisse als Alleinstellungsmerkmal zu vermarkten weiß und Menschen drei Tage lang mit einem Lächeln im Gesicht und tauben Ohren ins Bett schickt.
Oberbürgermeister Sören Link will dem Festival weiter die Stange halten
Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) betonte bei der Eröffnung, zusammen mit der Politik dem Festival weiter die Stange halten zu wollen. Wenn sich jetzt noch weitere Sponsoren in der Stadt finden, steht der 24. Traumzeit nichts im Wege.