Recklinghausen. Die Ruhrfestspiele melden in diesem Jahr 80 Prozent Auslastung bei 59.000 angebotenen Karten. Festivalchef Olaf Kröck zieht zufrieden Bilanz.

Dass die Ruhrfestspiele 2022 an diesem Wochenende mit lauter ausverkauften Vorstellungen zu Ende gehen, ist nur ein Grund, warum Festivalchef Olaf Kröck gerade von einer gewissen Euphorie befallen ist: „Die Menschen haben sich in diesem Jahr auch in weniger bekannte Projekte gewagt! Und wir haben mit Blick auf Corona die Anfangs- und Endzeiten der Veranstaltungen im Festspielhaus so entzerrt, dass sich möglichst wenig Publikum dort begegnet. Aber am vergangenen Wochenende ist es dann doch einmal dazu gekommen – und da war sofort eine echte Festival-Atmosphäre zu spüren, so wie sonst!“

Verglichen mit den Stadttheatern haben die Ruhrfestspiele mit einer Auslastung von fast 80 Prozent (rund 50.000 verkaufte Karten bei einem Angebot von 59.000 insgesamt) eine positive Bilanz vorzulegen. „Dass wir am strikten Maskengebot auf den Rängen festgehalten haben, dürfte uns einige Zuschauer gekostet haben“, glaubt Kröck, „aber von den anderen ist es wohl eher als beruhigende Sicherheits-Vorkehrung empfunden worden.“ Die Menschen, die für die Festspiele arbeiten, haben mehr als 7000 Corona-Tests absolviert – was auch dazu führte, dass keine Vorstellung wegen Corona abgesagt werden musste – Erkrankungen hat es nur beim zuarbeitenden Personal gegeben, nicht aber bei Schauspielern und Schauspielerinnen.

„Viele hatten Tränen in den Augen“

Die Begeisterung des Publikums, die vielleicht auch aus der Tatsache rührt, dass Bühnenvorstellungen wie William Kentridges „Sybil“, „Bros“ von Romeo Castellucci, „Tao of Glass“ von Philip Glass und Phelim McDermott oder die „Dreigroschenoper“ des Berliner Ensembles überhaupt stattfinden konnten, machte die Ruhrfestspiele zu einem „Festival der Standing Ovations“, wie Olaf Kröck beobachtet hat: „es gab wesentlich mehr davon als in vergleichbaren Jahren – und viele auf der Bühne hatten Tränen in den Augen.“

Schwarzes Literaturfestival

Zu den Erfolgen zählt Olaf Kröck auch das „Resonanzen“-Festival Schwarzer Literatur, das von der Autorin und Eröffnungs-Festrednerin Sharon Dodua Otoo kuratiert wurde: „Da ist ein Raum geöffnet worden, der auch gleich von jungen Menschen, Frauen zumal, besetzt wurde.“ Weil es bei dem Festival „um eine größere Idee“ gehe, soll es im kommenden Jahr, unter verbesserten organisatorischen Bedingungen, noch einmal in Recklinghausen stattfinden – und dann zu verschiedenen Orten in der ganzen Republik reisen: „Wir möchten es verschenken“, sagt Olaf Kröck.