Essen. Nach 28 Jahren endet die Ära Ohnesorg. Ab 2024 wird Katrin Zagrosek Intendantin des Klavier-Festivals Ruhr.

Mit Franz Xaver Ohnesorg ist es wie mit Angela Merkel: Es gibt Zeitgenossen, die sich gar nicht vorstellen können, dass den Job vor ihnen je ein anderer gemacht hat. Im Fall des 74-jährigen Intendanten des Klavier-Festivals Ruhr erfuhr die Klassik-Welt am Montag allerdings, was nach ihm kommen wird. Erstmals in seiner Geschichte wird das größte Pianistentreffen der Welt ab 2024 von einer Frau geleitet.

Es ist Katrin Zagrosek. Profiliert hat sich die studierte Musikwissenschaftlerin unter anderem bei diversen Festspielen, dazu zählte ab 2008 die Produktionsleitung von „Wien Modern“, Österreichs größtem Festival für zeitgenössische Musik. 2012 erhielt sie die Intendanz der Niedersächsischen Musiktage. Geschäftsführende Intendantin der Internationalen Bachakademie Stuttgart ist sie seit 2018.

Katrin Zagrosek leitet das Klavier-Festival ab 2024 als Intendantin

Klassik-Freunden dürfte zumindest ihr Nachname bekannt vorkommen: Ihr Vater Lothar Zagrosek ist ein profilierter Dirigent. Dessen Anfänge führten ihn als Generalmusikdirektor nach Solingen – der Grund, warum die designierte Chefin des Klavier-Festivals Ruhr dort ihre Wiege hat.

Antrittsbesuche wie der am Montag sind diskrete Begegnungen. Niemand durfte erwarten, dass für 2024 schon Neues, Exklusives herausposaunt wurde, zumal dazwischen unserem Kalender nach 2023 liegt, was ein vermutlich glanzvolles Abschiedsjahr für Franz Xaver Ohnesorg zu werden verspricht. 28 Jahre wird er dann Herr der Flügelfestwochen sein, die er (längst über die namengebende Ruhr hinaus) von Münster und Düsseldorf bis an die Wupper zelebriert.

Aus 60 Kandidatinnen und Kandidaten gewählt

60 Kandidaten hatte die Stiftung des Klavierfestivals zunächst beäugt, 30 aussortiert, dann blieben sechs, dann drei, dann eine. Die ist nun Katrin Zagrosek. Was sie gegenüber unserer Zeitung für eine Stärke ihrer bisherigen Arbeit hält? „Eine starke Programm-Dramaturgie. Eine Öffnung der Räume, also zu den Menschen hinzugehen und nicht zu erwarten, dass sie alle von allein kommen. Und dass Konzerte beim Besucher im Idealfall einen Satz auslösen: ,Gut, dass ich mir das nicht habe entgehen lassen!’“