Düsseldorf. Eine große Operntragödie, die im Schatten berühmterer Werke steht: „Adriana Lecouvreur“ ist jetzt in Düsseldorf zu sehen – mit Hollywood-Glamour.

Bei der Deutschen Oper am Rhein gibt es seit Samstag Francesco Cileas Eifersuchts-Drama „Adriana Lecouvreur“ zu sehen. Es ist eine Mainzer Produktion des Regisseur Gianluca Falaschi – Ersatz für „André Chenier“, den der Moskauer Intendant Dmitry Bertman hatte inszenieren sollen. Aus bekannten Gründen liegt die deutsch-russische Produktion auf Eis.

Die 1902 uraufgeführte „Adriana“ geizt nicht mit musikalischem Zünd- und Süßstoff, und Antonino Fogliani am Pult der Düsseldorfer Symphoniker lässt es weder an dramatischer Schlagkraft noch an verführerisch zarten Tönen fehlen. Die Titelfigur haucht ihr Leben, vom Gift der Rivalin benebelt, nicht weniger anrührend aus als Puccinis Manon oder Mimi. Dass die Oper dennoch nur selten zu sehen ist, mag an der komplexen Handlung liegen, aber auch an der Besetzung, die vier große, exponierte Stimmen fordert.

Adriana Lecouvreur steht neu auf dem Spielplan der Deutschen Oper am Rhein

Adriana Lecouvreur ist eine berühmte Schauspielerin, die sich, wie die Fürstin von Bouillon, in den edlen Maurizio verliebt. Die Fürstin räumt die Rivalin am Ende mit dem Duft vergifteter Blumen aus dem Weg. Eingebettet ist die Geschichte in ein verzweigtes Intrigengeflecht mit etlichen Einblicken hinter die Kulissen Theaterbetriebs. Regisseur (und Ausstatter) Gianluca Falaschi verlagert die 1780 spielende Handlung in eine Hollywood-reife Szenerie mit viel Glitzer, dunkelt den Raum jedoch geschickt ab, wenn persönliche Konflikte regieren.

Ein Hauch von Hollywood umweht die Inszenierung, die aus Mainz nach Düsseldorf kam

Die Personenführung wirkt freilich nicht ausgereift. Während die Chorszenen revue-artig agil ausgeführt werden, verlässt sich der Regisseur hier zu stark auf die Ausstrahlung der Solisten. Daran mangelt es dem vorzüglichen Ensemble zwar nicht. Aber wer nicht gerade singt, de steht oder sitzt herum. In der Schlussszene sieht Maurizio dem Todeskampf seiner Geliebten unbewegt aus der Distanz zu.

Dass die Oper ihre Wirkung nicht einbüßt, ist vor allem den Protagonisten zu verdanken, auch wenn Cileas Werk sie an ihre Grenzen führt. Sergey Polyakovs Maurizio fehlt es nicht an tenoraler Strahlkraft, allerdings singt er unter ständig forciertem Hochdruck. Differenzierter bewältigt Liana Aleksanyan die Titelrolle. Die gleißend süßen Kantilenen gestaltet sie mit bewegender Sensibilität und sie schont ihre Stimme auch in den dynamischen Ausbrüchen nicht (was zu unnötigen Härten führt). Auf gleichem Niveau bewegt sich Ramona Zaharia als giftmischende Fürstin. Mit ihrem metallisch timbrierten Mezzo hebt sie sich klar von ihrer Rivalin ab.

Grandios gestaltet Alexey Zelenkov die differenzierte Bariton-Partie des Impresarios Michonnet. Auch die kleineren Rollen wie auch die Chor-Partien sind adäquat besetzt. Viel Beifall des Premieren-Publikums, in den sich wenige Buh-Rufe fürs szenische Team mischten.

Spieldauer: ca. 3 Stunden, eine Pause. Die nächsten Aufführungen im Düsseldorfer Opernhaus: am 22., 26. und 29. Mai und 5. Juni. www.rheinoper.de