Düsseldorf. Eine Augenweide, aber doch eher ein Bilderreigen für Kenner und Freunde. Düsseldorfs Theatermuseum würdigt das „Theater an der Ruhr“.

40, haben wir Älteren noch gelernt, sind kein Jubiläum. Aber eine Theatergründung wie diese ist selbst für das bühnenreichste Land der Welt von Rang. So darf man es würdig und recht nennen, dass dem Bestehen des Theaters an der Ruhr eine eigene Ausstellung gewidmet ist. Das Theatermuseum Düsseldorf ist ihr Ausrichter.

Wer die Schau in der Beletage des schmucken Hofgärtnerhauses besucht, wird freilich bald registrieren, dass jene kritische Betrachtung und eine von vielen Perspektiven und Quellen gespeiste Einordnung, die Museen ihrem Gegenstand üblicherweise schuldig sind, fehlen.

Boshaft gesagt, kennzeichnet die schöne Opulenz das, was mancher dem Mülheimer Theater früh nachsagte: ein Schmoren im im eigenen Saft. Ihre Kuratorin ist keine Wissenschaftlerin, die die originellste Theater-Gründungen der Bundesrepublik aus der forschenden Distanz ins Auge fasst. Es ist vielmehr die gefragte Kostümbildnerin Elisabeth Strauß, dem Ensemble seit Jahrzehnten treu verbunden, einst Assistentin von Klaus Arzberger, der bis zu seinem Tod 1993 die Ästhetik des Hauses mitprägte. So haben wir es mit „Man muss sich an morgen erinnern“ wohl eher mit einer Form liebevoller Befangenheit zu tun. Fans und Freunden wird sie freilich Balsam sein.

Die Schau braucht sie, denn wer die vielen magisch-rätselhaften Arbeiten des Roberto Ciulli nicht gesehen hat, dem wird diese visuelle Zeitreise kaum mehr als einen flüchtigen Reiz bieten. Die Anderen aber gehen zurück in die Zeit von Wedekinds „Lulu“ (Originalkostüm 1981), an ihnen zieht vorbei die Riege großer Spieler und Spielerinnen von Reinhart Firchow bis Fritz Schediwy, von Roberto Ciullis Gefährtin Gordana Kosanović bis zu Karin Neuhäuser, die jede(r) auf seine und ihre Weise in den Expeditionen des Theatergründers zur Höhe ihrer Kunst fanden. Dass die üppige Bilderflut unkommentiert ist, schenkt ihr das Solitäre. Dass man zugleich (per ausliegendem Zettel) mit einer Art Fußnotenregister auf die „Was ist was?“-Suche geht, könnte man hürdenreich nennen.

Die darstellende ist die vergänglichste aller Künste. In den schwarz-weißen Fotos, so sehr sie individuelle Erinnerungen wecken, festigt sich diese Erkenntnis. Dem stellt sich der letzte Raum rasant entgegen: Aus 27 Inszenierungen werden auf einen transparenten Würfel Filmszenen projiziert – Technik, gewiss, aber doch mit dem Potenzial starke Momente des Zaubertheaters lebendig aufscheinen zu lassen.

Es sind übrigens längst 42 Jahre zu feiern; Corona brachte den Aufschub. So lange ist es her, dass ein promovierter Philosoph, der sich in Deutschland auch als Beleuchter durchschlug, seine Zelte an der Ruhr aufschlug, ein Theater zu machen, das anders war: Roberto Ciulli, heute 88, kann viel dazu erzählen. Das Museum gibt ihm dazu in Diskussionsrunden Gelegenheit.