Düsseldorf. Die Art Düsseldorf ist zweimal wegen der Pandemie ausgefallen, nun läuft sie wieder in den Hallen auf dem Böhler-Areal vor den Toren der Stadt.
Nicht einmal in den gut geheizten und noch besser gefegten, shabby-schicken Industriehallen des Böhler-Areals im rechtsrheinischen Stadtrand von Düsseldorf bleibt der Ukraine-Krieg außen vor. Sicher, die sieben verkohlten übermannshohen Holztürme von Gereon Krebber sind schon vor vier Jahren entstanden; aber zusammen mit zwei Keramiken, in die eine Brandbombe eingeschlagen zu sein scheint, ist der Schrecken, der lange so fern schien, auf Wohnzimmernähe herangerückt.
Überhaupt geht vor allem die jüngere Kunst selbst auf der Art Düsseldorf erstaunlich oft politische Wege, vor allem ist sie oft angetrieben von Frauen-Power, die ihren Platz im Hier und Jetzt markiert. Mit intelligenten Warhol-Variationen und manchmal auch mit übermannshohen Fahnen voller naiver Figuren und frecher Sprüche. Ja, es gibt auch Spielereien wie das Paar aus drei Meter hohen, warmleuchtend gelben Gummistiefeln von Lilian Bourgeat. Und manchmal kippt die Polit-Message ins Zynische wie bei Andreas Greiners „Traum (vom Walde)“, einer 2 x 2_Meter-Videowand mit einem 85-Minuten-Loop aus lauschigen Wald-Szenen – gehalten von einem Gerüst aus rohen Holzbalken.
Art Düsseldorf 2022 Mit Unterstützung aus Berlin
Aber da ist dann wieder Dan Vogt, der Skulpturen mit intensiven Kampf- (oder Liebes-)Szenen baut, aus hölzernen Rahmen, die mit rosa Watte vollgestopft sind. Verletzlichkeit und wie mit ihr umgegangen wird in einem Bild. Da sind auch Augen, Mund und Nase des Karl-Marx-Denkmals in Chemnitz schön plakativ auf einem 4 x 2,5-Meter-Foto – Geschichte wird gemacht. Mit Macht.
Es ist die vierte Art Düsseldorf – und die erste mit direkter Unterstützung aus Berlin, denn sie gehört jetzt zum „Neustart Kultur“-Programm des dortigen Staatsministeriums für Kultur. Und deshalb steht sie auch in der Pflicht zur digitalen Innovation: Es gibt jetzt „digitale Rundgänge“ für interessierte Sammler und Sammlerinnen, die entweder das Infektionsrisiko scheuen (hier gilt allerdings weiterhin sowohl die Masken- als auch die 3 G-Pflicht), den frisurschädigenden Weg vom Parkplatz zu den Hallen oder auch die Konkurrenz der anderen Kunstfans. Denn selbstverständlich ist auch die kleine Schwester der großen Art Cologne zu gewissen Tageszeiten mindestens so sehr Society-Laufsteg wie Kunst-Schaufenster.
Kunstmesseführer für die Daheimbleiber
Jedenfalls gibt es auf der Messe „Art Guides“, die daheim sitzengebliebene Kundinnen und Kunden mit dem Smartphone über die Messe führen – und für sie gegebenenfalls auch kaufen. Dicke Gummistiefel zum Beispiel oder ein fantastisches Farb-Foto-Quartett von Evelyn Hofer bei der Bochumer Galerie m, die hier eine von 85 Kunsthandlungen meist aus dem Rheinischen, aber auch aus Benelux, Österreich, der Türkei und den USA sind.
Dürer, Polke, Beuys – und ein „Mechanisches Ballett“ von Heinz Mack
Klassiker haben die auch im Angebot, vom Dürer-Kupferstich für 30.000 Euro bis zu Beuys-Multiples, wobei sich Sigmar Polkes Grafiken besonders großer Beliebtheit erfreuen. Und wer sich aus der Kriegswelt komplett herausbeamen will, der kauft sich einfach sechs rotierende Edelstahl-Stelen in Kronenform von Heinz Mack, die unter dem Titel „Das mechanische Ballett“ für 3,2 Millionen Euro zu haben sind.
Art Düsseldorf, bis 10. April, Areal Böhler, Hansaallee 321, 40549 Düsseldorf, sa/so 11-19 Uhr, fr 12-19 Uhr. Tagesticket (nur online): 26 €, erm. 19 €.