Die neuen Filme in dieser Woche: „Gloria Mundi“ von Robert Guédiguian überzeugt mit Spannung, „Pleasure“ bricht Tabus – und „Scream 5“ langweilt.

Spannend: „Gloria Mundi – Rückkehr nach Marseille“

Mathilda hat ein Mädchen zur Welt gebracht und tauft es auf den Namen Gloria. Sylvie und Richard (großartig: Ariane Ascaride und Jean-Pierre Darroussin) sind nun glückliche Großeltern; zu glücklich, wie ihre jüngere Tochter Aurore findet, die nie so richtig gut mit ihrer Stiefschwester konnte. Ihren leiblichen Vater hat Mathilda nie kennengelernt, denn als sie noch Baby war, landete Daniel (Gérard Meylan) wegen Totschlags im Knast. Jetzt aber kommt er wieder frei, und fast knistert es schon wieder zwischen ihm und Sylvie. Dann kommt es zum Krach zwischen den Töchtern und den Schwiegersöhnen. Daniel und Richard behalten die Nerven.

Auch in seinem jüngsten Film bleibt Filmautor Robert Guédiguian seiner Linie treu und siedelt die Geschichte wiederum in Marseille an. Die Stadt am Mittelmeer ist seine Heimat, Ort zwischen nostalgischer Verklärung und sozialem Brennpunkt, Objekt der Liebe und der Auseinandersetzung, als Handlungsträger so wichtig wie die Protagonisten, die einmal mehr im Grenzgebiet zwischen unterer Mittelschicht und Arbeitertum angesiedelt sind. Guédiguian hat ein sicheres Auge fürs Milieu, findet immer emotionale Nähe zu den Figuren, weiß mit präzisen Details Spannung zu schüren und ist auch diesmal ein großer Schauspielerregisseur. Kino der kleinen Leute, in der Tradition von Marcel Pagnol und Ken Loach. Oder einfach: Dieser Film hat Herz.

Spielt mit Tabubrüchen: „Pleasure – Die junge Schwedin“

Linnéa kommt nach Los Angeles, um als Pornodarstellerin Karriere zu machen. Die Träume vom endlos enthemmten Liebesspiel vor laufender Kamera platzen bald angesichts ruchloser Geschäftspraktiken.

Sofia Kappel als Linnea im Film „Pleasure“.
Sofia Kappel als Linnea im Film „Pleasure“. © epd | Weltkino Filmverleih

Nach einer ausgedehnten Tournee über internationale Filmfestivals, bei denen es allerdings weit weniger Preise gab als erwartet, kommt das Langfilmdebüt der Schwedin Ninja Thyberg nun in die Filmkunstkinos. Stellt sich die Frage, woher dieses plötzliche Interesse am sonst so verfemten Thema kommt. Thyberg versteht sich auf schicke Bilder im Stil von Musikvideos, zeigt drastische, aber nie ex­trempornografische Details und hat mit Sofia Kappel eine durchaus talentierte Hauptdarstellerin, deren Gesicht für überzogene Make-ups gut geeignet ist und die auch im Kreise professioneller Pornoaktricen eine gute Figur macht. An Schauwerten mangelt es nicht, aber an Haltung. Thyberg kokettiert mit dem Feuer, weil es Schlagzeilen bringt.

Scream 5 – Gänsehautshow des Immergleichen

Ein maskierter Killer macht mit einem Messer Jagd auf junge Menschen. Ein paar Leuten in mittleren Jahren fällt auf, dass das schon einmal so war, greifen helfend ein. Nicht alle überleben. Wes Cravens „Scream“ war 1996 eine selbstironische Frischekur fürs stagnierende Horrorgenre. 2022 bedient „Scream 5“ (Originaltitel) nur den aktuellen Trend, möglichst blutrünstig auf die eigene Marke Bezug zu nehmen.

Neve Campbell (48), Courteney Cox (57) und David Arquette (50) bringen etwas Stil und Klasse in eine Gänsehautshow, deren Zielgruppe sich anscheinend mit dem Immergleichen zufrieden gibt.