Am Anfang wollten weder Presse noch Fans ihn. Doch Daniel Craigs Rollenverständnis hat 007 in unsere Zeit hinübergerettet. Ein Gruß zum Abschied.

Manchmal ist es angenehm, sich geirrt zu haben. Als Daniel Craig vor gut 15 Jahren das Rennen um die Nachfolge Pierce Brosnans als „007“ machte, rang der Verfasser dieser Zeilen nach Worten. „Visage wie ein litauischer Türsteher“, lautete in etwa das chauvinistische wie reflexhafte Attest. Und dann sahen wir alten Bond-Freunde, amüsiert und angenehmst überrascht, wie richtig mit ihrer Anti-Besetzung die Produzenten alles gemacht hatten. Es schwieg plötzlich selbst Englands garstigstes Boulevard, zuvor lauthals mit „James Bland“ (James langweilig) unterwegs.

Daniel Craig wird keinen Bond mehr spielen - er war eine brillante Besetzung für unsere Zeit

Tatsächlich war die radikale Abwendung vom teflonartigen Dressman zum rotzigen Underdog mit Knackpo Gold wert. Craigs Bond definierte einen Typ, den es ödet, historische Burgunderjahrgänge herunterzubeten. Man roch förmlich, wie dieser Kerl schon als Bube eine saftige Schulhofschlägerei jedem Tennis-Geplänkel vorgezogen hat. Daniel Craig gab dem Smoking-Träger einen deftigen Schuss Straßenköter. Mit ihm erlebten die Bond-Filme die Rückkehr saftiger Faustkämpfe. Wut und Rache konnte dieser Bond stiernackig verschwitzt ausdampfen wie kein zweiter - um wenig später stilvoll beim Roulette abzusahnen. Die Abteilung Agentenklassiker verdankt diesem Mann eine gute Zeit. Craig nachzuahmen, das wird unmöglich. Spricht für einen Intellektuellen 007 mit Hühnerbrust. Hat Benedict Cumberbatch schon was vor?