Düsseldorf. Die Mini-Oper „Meister Pedros Puppenspiel“ war weder bei Cervantes noch von Manuel de Falla als Kinderstück gedacht. An der Rheinoper ist sie das.
„Meister Pedros Puppenspiel“: Für eine Oper klingt der Titel sehr familienfreundlich. Und auf diese Klientel richtet die Deutsche Oper am Rhein ihre Neuinszenierung des selten gespielten Stücks von Manuel de Falla auch aus. Dabei stand eine kindgerechte Darstellung der Handlung weder in der literarischen Vorlage von Cervantes‘ „Don Quijote“ noch in der Vertonung de Fallas nie im Vordergrund. Es geht um eine Episode aus Cervantes’ Roman: Don Quijote sieht einem Puppenspiel des Meisters Pedro zu, in dem die schöne Melisandra von einem bösen Mauren entführt wird. Ihrem Verlobten gelingt es, sie den Händen des Arabers zu entreißen. Als der ihr jedoch mit großem Gefolge nachjagt, mischt sich Don Quijote in das Geschehen ein, köpft die feindlichen Puppen, zertrümmert das Theater und reißt Meister Pedro in den Ruin.
Manuel de Falla kam mit der 30-minütigen Oper einem Wunsch der Prinzessin de Polignac, der Tochter des Nähmaschinen-Magnaten Isaac Singer, entgegen. Der exklusiven Uraufführung in Paris 1923 wohnten u.a. Paul Valéry, Pablo Picasso und Igor Strawinsky bei. Dass die Rheinoper als Aperitif Strawinskys „Danses Concertantes“ vorschaltet, zu denen pantomimisch der Aufbau des Puppentheaters und Don Quijotes Anreise inklusive des berühmten Kampfs gegen die Windmühlen dargestellt wird, macht Sinn. Steht doch de Fallas Musik mit ihrer etwas trockenen neoklassizistischen Tonsprache Strawinskys damaligem Stil nicht allzu fern.
Picasso, Strawinsky und Federico Garcia de Lorca
Damit erhöht sich die Spieldauer auf 45 Minuten, womit auch Kinder ab sechs Jahren nicht überfordert werden dürften. Entsprechend zahm geht das Regieteam mit der Handlung um. Selbst das finale Gemetzel dürfte kein noch so sensibles Kind verschrecken. Interessant, dass de Falla die Oper mit einem von Federico Garcia de Lorca gegründeten Puppentheater und einem von dem Dichter ebenfalls zusammengestellten Kammerorchester kreierte. Ursprünglich als reines Puppenspiel gedacht, verband man in späteren Aufführungen das reale Spiel der Sänger und Schauspieler mit dem Marionettenspiel.
Was sich mit den technischen Mitteln von heute noch verfeinern lässt – in Düsseldorf arbeitet Torge Möller von der Video-Company „fettfilm“ mit der sogenannten Green-Screen-Technologie: Vor einer grünen Wand stehend, wird die Figur Don Quijotes in die Videoaufnahmen der Puppenbühne eingeblendet, wodurch sich reale und fiktive Ebenen ideal vermischen lassen. Für den optischen Blickfang sorgen allerdings vornehmlich die liebevoll und pittoresk ausgeführten und virtuos geführten Marionetten von Anton Bachleitner und Anna Zamolska vom „Düsseldorfer Marionetten-Theater“, die auch die hübsche Puppenbühne kreierten. Es entstehen Märchenszenarien wie aus dem Bilderbuch.
Sergej Khomov als Meister Pedro und David Fischer als dessen Sohn
Das Auge bekommt viel zu tun. Simultan zu sehen sind das reale Handeln Don Quijotes, das Puppenspiel, dessen Video-Übertragung, die Green-Screen-Technologie und die deutschen Übertitel, wobei im Interesse der Kinder auch auf deutsch gesungen bzw. gesprochen wird.
Ein amüsanter, von Ilaria Lanzino bisweilen etwas aufgesetzt kindgerecht inszenierter Augenschmaus, den Ralf Lange mit den Düsseldorfer Sinfonikern versiert, aber nicht sonderlich delikat untermalt. Die kleinen Gesangsrollen sind bei Sergej Khomov als Meister Pedro, David Fischer als dessen Sohn und Richard Šveda angemessen aufgehoben.
Freundlicher Beifall für einen kurzen Opernspaß, der sich mit de Fallas etwas gehaltvollerer Oper „La Vida Breve“ zu einem veritablen Theaterabend erweitern ließe.
Termine im Opernhaus Düsseldorf: 3. und 27. Oktober; Theater Duisburg: 17. und 23. Oktober. Info: www.rheinoper.de