Fuzhou. Neue deutsche Welterbestätten: Baden-Baden, Bad Kissingen und Bad Ems wurden mit den Great Spas of Europe geadelt, die Mathildenhöhe als Ensemble.

Deutschland kann sich mit neuen Welterbestätten schmücken. Die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) verlieh Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen und acht anderen europäischen Kurorten als „Große Bäder Europas“ die begehrte Auszeichnung. Auch die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt wurde zum Welterbe erkoren. Das zuständige Komitee der Unesco traf die Entscheidungen am Samstag auf seiner laufenden 44. Sitzung in der chinesischen Stadt Fuzhou.

Die Auszeichnungen, die live verfolgt werden konnten, wurden in den einzelnen Orten mit großem Jubel aufgenommen. „Im Antlitz der heute ausgezeichneten Kurstädte spiegelt sich Europa“, sagte die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer. „Vielfalt und Einheit gehen hier Hand in Hand.“ Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, würdigte die Mathildenhöhe, die „für den Aufbruch von Architektur und Design in eine neue Zeit“ stehe. „Von ihren Ideen profitieren wir noch heute.“

Welterbekomitee tagt noch bis 31. Juli – weitere Entscheidungen erwartet

Als Welterbe werden nur Kultur- und Naturstätten von herausragendem universellen Wert ausgezeichnet. Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 31. Juli online und vor Ort. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention von 1972 zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste. Wegen der Pandemie war die Tagung im vergangenen Jahr verschoben worden.

Auf der Welterbeliste stehen mehr als 1100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 51 davon gelten als bedroht. Deutschland hat jetzt 48 Welterbestätten. Da die Beratungen des Komitees nur langsam vorankamen, musste die für Sonntag erwartete Diskussion über den Donaulimes als Teil der Römischen Grenze auf Montag verschoben werden. Im bayerischen Abschnitt erstreckt er sich von Bad Gögging im Landkreis Kelheim über Regensburg und Straubing bis nach Passau.

„Great Spas of Europe“ – ein eigener städtebaulicher Typus

Zu den elf Kurstädten, die den Welterbetitel erhielten, zählen auch Spa (Belgien), Vichy (Frankreich), Bath (Vereinigtes Königreich) sowie Karlsbad, Franzensbad und Marienbad aus der Tschechischen Republik. Die „Bedeutenden Kurstädte Europas“ („Great Spas of Europe“) haben vom späten 18. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert internationale Bedeutung erlangt. Die Kur hat in Europa eine besondere Tradition: Rund um Heilquellen entstanden Kurstädte mit eigenem städtebaulichen Typus.

Ihre Blüte erlebte die Bäderkultur zwischen 1700 und den 1930er Jahren. Die Heilkraft des Wassers wurde systematisch untersucht und angewandt. Von England bis Rumänien gab es rund 1500 größere und kleinere Kurorte. Bekannte Architekten wurden verpflichtet, Kurhäuser, Kolonnaden, große Hotels, Villen und auch Sakralbauten zu entwerfen. Hinzu kamen Kurgärten, Parks, Theater und Casinos.

Die Mathildenhöhe in Darmstadt – mehr als eine Künstlerkolonie

Die Mathildenhöhe in Darmstadt war Anfang des 20. Jahrhunderts eines der wichtigsten Zentren moderner Kunst und Architektur in Europa und der Welt. Mit ihren Wohngebäuden, Ateliers, der Ausstellungshalle, den Gärten und dem Hochzeitsturm steht die Künstlerkolonie wie kein anderer Ort für den Aufbruch jener Zeit. Persönlichkeiten wie der Architekt Joseph Maria Olbrich und der Maler, Architekt und Designer Peter Behrens, Lehrer von Le Corbusier und den Bauhaus-Direktoren Walter Gropius und Mies van der Rohe, beeinflussten den Ort.

Die Intention zum Bau der Kolonie war im ausgehenden 19. Jahrhundert keineswegs nur kultureller, sondern handfester ökonomischer Natur. Der hessische Großherzog Ernst Ludwig sah mangels Bodenschätzen einen Wirtschaftsaufschwung nur durch mehr Qualität in den Manufakturen gewährleistet und holte Künstler aller Couleur nach Darmstadt.

Nun geht es noch um den Limes – und jüdisches Kulturerbe in Speyer, Worms und Mainz

Auf einer verlängerten Sitzung am Montag wird es um den Donaulimes gehen, bevor möglicherweise am Dienstag die Beratungen über den Niedergermanischen Teil im Rheinland und in den Niederlanden stattfinden. Am selben Tag soll es auch um das jüdische Kulturerbe in Mainz, Speyer und Worms gehen, das ebenfalls in den Status des Welterbes erhoben werden soll.as deutsche Weltkulturerbe wächst weiter: Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt sowie die Kurstädte Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen sind in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen worden. Die Entscheidungen fielen bei einer virtuellen Sitzung des Welterbekomitees, wie die Deutsche Unesco-Kommission in Bonn am Wochenende mitteilte.

In Saudi-Arabien wurde mit dem Hima-Komplex die sechste Stätte des Landes in die Liste des Welterbes aufgenommen. Auf dem Gelände im Südwesten der Halbinsel finden sich an mehr als 34 Orten Felszeichnungen. Die mehr als 3000 Jahre alten Brunnen in der Gegend waren in der Wüste der Nadschran-Provinz eine lebenswichtige Trinkwasserquelle für Reisende, die ihre Zeichnungen in den Felsen hinterließen. In Frankreich wurde der 1584 auf einem Felsplateau vor der Gironde-Mündung errichtete Leuchtturm von Cordouan in die Welterbeliste aufgenommen. Im italienischen Padua gehört nun ein Freskenzyklus im Stadtzentrum aus dem 14. Jahrhundert zur Welterbeliste.