Dortmund. Nach der Online-Premiere von „Paradiso“ zeigt Dortmunds Ballett den letzten Teil der „Göttlichen Komödie“ von Dante am Freitag vor Publikum.

Dante und Beatrice – sie sind nach Irrfahrten durchs „Inferno“ und das „Purgatorio“ (Fegefeuer) im Paradies gelandet. Nach schwerelosem Gleitflug in unschuldsweißen Gewändern durchs All finden sie, zusammen mit ihren Gefährten, zu ewiger Harmonie. Ästhetische, minimalistische Tableaus haben Xin Peng Wang, Ausstatter Frank Fellmann und Kostümbildner Bernd Skodzig kreiert für den letzten Part ihres Dreiteilers „Göttliche Komödie“ von Dante Aligheri. Und bescheren mit einer klassisch auftrumpfenden Kompanie ein wahres Fest für die Augen. Nach der Online-Premiere im Mai zeigt Dortmunds Ballett den letzten Teil der „Göttlichen Komödie“ von Dante am Freitag, 29. Oktober, vor Publikum. Diese Kritik befasst sich mit der Online-Umsetzung des Baletts:

In weißen Trikots und überwiegend eleganten neoklassischen Bewegungen, Pas-de-deux und Posen tanzen sich die Solisten Daria Suzi (Beatrice), Javier Cacheiro Alemán (Dante) und Dortmunds Ballett-Ensemble durch unendliche Weiten des Kosmos.

Wangs Choreographie findet eine gediegene Tanzsprache

Wie Gestirne schimmern Leuchtkörper in einem Strahlenkranz an der Bühnendecke. Sie sinken allmählich hinab und fahren wieder hoch, ziehen ihre Bahnen. Geleitet von Sphärenklängen ziehen die Figuren und Gestirne vorüber. Die Komposition für das „Paradies“ schuf das Duo Ulrich Müller und Siegfried Rössert, bekannt als Kollektiv „48° Nord“. Sie entfachen mit Brausen, Rauschen und Blinken lautmalerische Sounds, die manchmal an Raumfahrt-Filme erinnern. Mal lyrisch elegisches Schwelgen, dann wieder rhythmisch betontes Klappern, Vibrieren und Pochen, ähnlich wie Pulsschläge. Atmosphärisch intoniert von den Dortmunder Philharmonikern unter Philipp Armbruster.

Zu dieser ungewöhnlichen Ballettmusik findet Wangs Choreographie eine gediegene Tanzsprache, setzt auf Ballett-Magie, die, dank der Qualität seiner Solisten, den Zuschauer in Schwerelosigkeit versetzt und die den andauernden Lockdown-Frust für knapp 60 Minuten vergessen lässt. Wie Lichtgestalten und Himmels-Feen schwirren sie los, machen sich auf in die Unendlichkeit.

Stilvoll schließt sich der Kreis der Ballett-Trilogie in Dortmund

Dabei entstehen online, durch häufig wechselnde Kameraführung, Bilder, die man im Opernhaus, als Betrachter der Guckkasten-Bühne, gar nicht wahrnehmen könnte. Naheinstellungen lassen Empfindungen von Dante und Beatrice hautnah miterleben. Dann eilt die Kompanie in der Totalen durch den Raum. Spektakulär sind die Luftaufnahmen: Von oben aus sieht man, wie Tänzer in luftigen Sprüngen und gleitenden Hebefiguren in Lichtkreise fliehen, dann wieder aus ihnen herausdrängen. So kommt es zu bewegten Bildern und paradiesischen Impressionen, die sie sonst eher in Kinos entstehen.

So schließt sich ästhetisch und stilvoll der Kreis der Ballett-Trilogie von Xin Peng Wang. Hoffentlich wird das Live-Erlebnis bald möglich sein. Mit Sicherheit aber werden spätestens 2022 alle drei Teile an einem Abend zu sehen sein.