Recklinghausen. Das Programm der Ruhrfestspiele ist da. Im Gespräch mit unserer Redaktion zeigt sich Intendant Kröck sicher: Das Festival findet statt.

Am heutigen Donnerstag haben die Ruhrfestspiele Recklinghausen ihr Programm veröffentlicht. Im Gespräch mit unserer Redaktion sieht der Intendant des Festivals auch in Zeiten der Pandemie einen pünktlichen Festivalstart und ein volles Programm. 2020 waren die ältesten Theaterfestspiele der Republik Corona-bedingt ausgefallen. Nun sieht Olaf Kröck sich für alle Szenarien gerüstet. Lars von der Gönna sprach mit ihm über das Aus im letzten und die Chance dieses Jahrgangs.

Ihre Intendanz ist 2019 trotz hohen Anspruchs fulminant gestartet. 2020 dann Bangen, Hoffen, Verschieben, am Ende: nichts. War es das schlimmste Jahr Ihrer Karriere?

Ich denke doch: ja. Wir alle sind durch etwas ausgebremst worden, was niemand hätte verhindern können. Es war nicht nur für uns ein schlimmes Theaterjahr. Die ganze Szene hat es hart erwischt.

So international wie die Ruhrfestspiele vernetzt sind, haben Sie dieses Zusammenbrechen vermutlich über den halben Globus erlebt?!

Ja, es hat die Kunst weltweit hart getroffen. Weitestgehend war und ist sie stillgelegt, hat sich aber auch schnell sortiert und neues probiert, sich vor allem ins Digitale erweitert. Dennoch, in der Kultur- und Unterhaltung-Branche hat es heftige Kahlschläge gegeben. Davon sind die Ruhrfestspiele Teil. Wir sind Betroffene und gleichzeitig mitverantwortlich.

Weil Sie mit Rücksicht auf Ihr Budget auch Verträge mit Künstlern aufgelöst haben?

Ja, wir haben Verpflichtungen aufgelöst. Haben aber auch Ausfallhonorare gezahlt. Und wir haben versucht, in die Zukunft zu verschieben. Einige Arbeiten des letzten Jahrgangs werden erst 2022 zu sehen sein. Aber sie kommen nach Recklinghausen, da bin ich sehr zuversichtlich.

Das Festspielmotto 2020 war „Macht und Mitgefühl“. Warum nun „Utopie und Unruhe“?

Schon vor Corona sind die westlichen Industriedemokratien in einen starken Zustand der Unruhe geraten. Es gibt zweifellos tektonische Plattenverschiebung - im Sozialen, im Politischen, durch Ungleichheiten, durch systematische Benachteiligung, und nicht zuletzt durch Digitalisierungsprozesse und Aspekte der Globalisierung. Die Unruhen machen gesellschaftliche Bruchstellen sichtbar. Corona hat das nochmal lupenhaft vergrößert. Zugleich sind utopische Räume entstanden - gerade weil Systemfehler sichtbar geworden sind. Und diese Erkenntnisse bieten Chancen, von denen auch das Theater erzählen kann und wird.

Sie sind die ersten großen Festspiele der Region, die es 2021 live wagen. Das ist einigermaßen kühn. Es kann Impfstoff regnen, es kann aber auch schlimmer werden. Als gebranntes Kind haben sie sicher einen Plan B…

Klar weiß ich, dass der Wunsch vom Live-Festival fragiler Boden ist. Von 1000 Leuten im vollbesetzten Haus geht niemand aus. Aber mit viel Abstand und einem im Idealfall getesteten Publikum sehe ich dennoch Chancen. Aber natürlich haben wir verschiedene Szenarien - von komplett live bis zu vollständig digital.

>>> Mehr Infos zu den Ruhrfestspielen

Die Ruhrfestspiele 2021 beginnen am 1. Mai und enden am 20. Juni. Das komplette Programm samt Hinweisen zum Kartenverkauf gibt es auf der Homepage der Ruhrfestspiele.