Oberhausen. Anneliese Althoff, Gründerin des Oberhausener Asso-Verlags, starb mit 90 Jahren. Erinnerung an eine engagierte, friedensbewegte Literaturfreundin.

Verlagskauffrau, das mag nach einem nüchternen Bürojob klingen, aber so war Anneliese Althoff nicht. Die Gründerin des Asso-Verlages war engagiert, tatkräftig und friedensbewegt: eine Freundin und Seelenverwandte der Musikerin Fasia Jansen, die sie auf den Ostermärschen durchs Revier begleitete. Wenige Wochen nach ihrem 90. Geburtstag ist Anneliese Althoff, wie die Fasia-Jansen-Stiftung mitteilt, am vergangenen Mittwoch verstorben. Für die frühere Asso-Lektorin Ulli Langenbrinck war die 30 Jahre ältere Kollegin eine „Zauberin“, die mit Hartnäckigkeit und Improvisationsgenie immer wieder „Unmögliches möglich gemacht“ hat.

Die Kindheit der Verlegerin beschrieb WAZ-Kulturredakteur Michael Schmitz einst mit einem Bild, das an Don Camillo und Peppone erinnert: Die Mutter der kleinen Anneliese war eine engagierte Katholikin, die im Eingang des Hauses oft einen kleinen Altar aufbaute. Derlei „Opium fürs Volk“ konterte ihr Vater Hans Althoff als überzeugter und von den Nazis verfolgter Kommunist mit einer Lenin-Büste im Fenster. Während er in die Wehrmacht gezwungen wird, prägt sich der Tochter während der angstvollen Bunkernächte des Bombenkrieges das „Nie wieder Krieg“ ein. Daraus erwuchs ein lebenslanges Engagement, das auch in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit allen Nachstellungen trotzte.

Revierliteratur, die nicht heimattümeln will, sondern überzeugt links ist

Die Hamburgerin Fasia Jansen hatte Anneliese Althoff 1951 bei den Weltjugendfestspielen kennengelernt. Die Oberhausenerin schätzte die Bühne, ob im Tanzensemble der Niederrheinischen Trachtengruppe in der Naturjugend oder auf dem Kleinkunst-Brettl mit den „Pfefferlingen“. Die ein Jahr ältere Fasia Jansen fand als „fünftes Kind“ Aufnahme im Althoff’schen Haushalt.

Anneliese Althoff hatte einen Abschluss der Handelsschule, aber keine Ausbildung absolviert. „Ich habe alles selbst gelernt“, sagte sie, „habe viel gelesen und hatte kluge Freundinnen und Freunde“. So fand sich schließlich 1970 das Verlegerinnen-Gespann Althoff und Annemarie Stern zusammen zum Zwei-Frauen-Betrieb namens Assoverlag (Asso für „Assoziation“, die Gemeinschaft): mit Revierliteratur, die nicht heimattümeln will, sondern überzeugt und überzeugend links ist. „Lieder gegen den Tritt“, war ihr Standardwerk zum politischen Lied, das „Hochlarmarker Lesebuch“ über Recklinghausens ältestes Arbeiterviertel wurde zu einem Standardwerk der noch jungen „Geschichtsschreibung von unten“. Die mit den Jahren der „Revierliteratur“ längst entwachsenen Hans Dieter Baroth und Jürgen Lodemann zählten zu den Asso-Autoren.

Den Verlag übernahmen im Jahr 2005 Ingrid und Ernst Gerlach

Selbstverständlich erschien im Assoverlag 2004 auch Marina Achenbachs „Fasia – geliebte Rebellin“ als großformatige, 300 Seiten starke und reich ausgestattete Würdigung an das Wirken der großen Protestsängerin. Den Verlag allerdings übernahmen ein Jahr später Ingrid und Ernst Gerlach, der frühere Mülheimer Stadtdirektor

Anneliese Althoff war lange davon gezeichnet, dass sie als Kind an Scharlach erkrankt war, Gelenkrheuma und einen Herzfehler davontrug. Doch ob und wie stark sie gesundheitlich eingeschränkt war, so erinnert sich Ulli Langenbrinck, habe sich die Friedenskämpferin ungern anmerken lassen: „Ihr ging’s immer gut...“