Essen. „#sangundklanglos“ in Duisburg, Essen, Recklinghausen: Auch im Revier haben viele Künstler stumm gegen den Lockdown in der Kultur protestiert.
Mit der Social-Media-Aktion „#sangundklanglos“ haben am Montagabend Kulturschaffende in ganz Deutschland ein Zeichen gegen den neuerlichen Lockdown in ihrem Metier gesetzt. Nicht zu hören, was eigentlich erklingen sollte, das war der Geist des Protestes.
Viele Künstler – Musiker und Schauspieler allen voran – hatten beklagt, die nationalen Maßnahmen der Schließung von Theater- und Konzertsälen würden im Kampf gegen die Pandemie kaum etwas bringen, wohl aber die Kultur als gesellschaftlichen „Kitt“ weiter an den Rand drängen. In Duisburg etwa trafen sich die städtischen Philharmoniker, stimmten zunächst ihre Instrumente, um dann im Orchesterprobensaal des Theaters zehn lange Schweigeminuten mit Kollegen und Instrumenten zu verbringen. Ende.
Vom Tanzstudio in Duisburg bis zum Aalto Theater in Essen
„Mir ist ein kalter Schauer den Rücken hinuntergelaufen“, sagt Mark Mefsut über den Auftritt seines Orchesters. Mefsut ist Cellist der Neuen Philharmonie Westfalen, die sich Montag in Recklinghausens Festspielhaus „#sangundklanglos“ traf. „Man hat uns zum Schweigen gebracht“, sagt Mefsut über das stumme Protestkonzert. Die Reihe der Teilnehmer der Aktion reichte an Rhein und Ruhr vom Tanzstudio in Duisburg bis zum Aalto Theater Essen, wo unter Schweigen der Eiserne Vorhang hochgezogen wurde.
In Hamburg setzte sich am Montag der gefeierte Pianist Alexander Krichel (31) ans Klavier, ohne eine einzige Taste zu berühren. Krichel filmte für seine Facebook-Seite 20 Minuten, in denen kein Ton erklang. Gegenüber unserer Zeitung fasste Krichel seine Eindrücke danach zusammen: „Das Publikum will etwas hören, kann es aber nicht, der Flügel will klingen, kann aber nicht und ich will unbedingt spielen und kann es auch nicht. Es war wirklich wie reinste Folter.“ Wie viele hofft er auf ein baldiges Ende des Lockdown. Am 8. Dezember will Krichel einen Soloabend in der Philharmonie Essen geben.