Bochum. Alexander Krichel, Hamburger Meisterpianist, hat ein Herz für zarte Töne. In Bochum überzeugte er das Publikum mit Liszt, Schubert und Beethoven.

Es ist erfreulich, dass sich nach der lange Zeit erdrückenden Übermacht aus Russland und Fernost wieder eine Reihe deutscher Pianisten und auch Pianistinnen an der vorderen Front der Klavierszene tummeln können. Der Hamburger Alexander Krichel hat es mit sechs interessanten CDs und viel beachteten Auftritten in deutschen Autokinos zu beträchtlicher medialer Anerkennung gebracht. Sein Debüt beim Klavier-Festival Ruhr im Bochumer Anneliese-Brost-Musikforum bestätigte den glänzenden Eindruck, den seine CD-Einspielungen hinterlassen.

Auch wenn Krichel effektvollem Tastendonner nicht abgeneigt ist, scheint sein Herz doch noch wärmer für zarte lyrische Töne zu schlagen. Scheinbare Widersprüche, die sich exemplarisch in der Musik Franz Liszts widerspiegeln. Diese beiden Gesichter Liszts beherrschten auch das Programm seines Bochumer Auftritts. Dem bisweilen ungestümen Zugriff, den die drei Stücke aus „Venezia e Napoli“ erfordern, bleibt Krichel nichts an pianistischer Brillanz und Kraft schuldig.

Beethovens „Sturm“-Sonate im Zentrum

Seine musikalischen Qualitäten, die sich in sensiblen melodischen Läufen und einer feinen Anschlagskultur niederschlagen, kommen jedoch deutlicher in Liszts eher schlichten Bearbeitungen der sechs Lieder aus Beethovens Zyklus „An die ferne Geliebte“ zum Ausdruck. Wie auch in der Zugabe mit Liszts fein ausgehörter Transkription des berühmten „Ständchens“ von Franz Schubert.

Im Zentrum des einstündigen Recitals prangte Beethovens „Sturm“- Sonate, die musikalisch größte Herausforderung des Abends. Krichel geht kontrolliert mit dem Notentext um und findet eine ausgewogene Balance zwischen der inneren Unruhe und dem Streben nach entspannter Harmonie. Ein Konflikt, der die Sonate beherrscht und pianistisch schwierig zu fassen ist. Krichel gelingt die Quadratur des Kreises überzeugend, so dass das begeisterte Publikum einem mehr als hörenswerten Vortrag eines deutschen Hoffnungsträgers beiwohnen durfte.

Wer Alexander Krichel in dieser konzertarmen Zeit in naher Zukunft live erleben möchte, hat dazu am 6. Juli beim „Klassik Festival Momentum“ in Stolberg bei Aachen Gelegenheit.