Essen. Im Jahr seines 75. Geburtstags gilt dem Filmemacher Wim Wenders eine eigener Kino-Ehrung. Einer der Macher ist: Campino.
Wim Wenders ist einer der wenigen Fälle eines deutschen Filmregisseurs, der sich seit beinahe 50 Jahren hoher internationaler Wertschätzung erfreut. Seine größten Erfolge mit Spielfilmen errang Wenders in den 70er- und 80er-Jahren mit „Alice in den Städten“, „Der amerikanische Freund“, vor allem „Paris, Texas“ und „Der Himmel über Berlin“. In der Folge konnte Wenders vor allem mit den Dokumentarfilmen „Buena Vista Social Club“, „Pina“ und „Das Salz der Erde“ Aufmerksamkeit verbuchen.
Mitte August wird Wenders 75. Vor der Welle der großen Ehren und Erinnerungen kommt nun ein dokumentarisches Filmporträt in die Kinos, in dem Wegbegleiter und Arbeitskollegen, vor allem aber Wim Wenders selbst über den Filmemacher, seine Arbeitsweise und seine Werke zu Wort kommen.
ln „Desperado“ spricht Wenders über ein zentrales Thema: Erzählen als Wagnis
Wer Wenders schon immer für einen hoffnungslos verkopften Regisseur hielt, wird sich schnell bestätigt fühlen. „Für mich ist Erzählen ein Wagnis insofern, als man erzählen nur ernsthaft darf, wenn man nicht weiß, wie es ausgeht.“ Ein solcher Satz kann Menschen in Sinnkrisen stürzen, er kann aber auch Denkanstöße vermitteln, wenn Erklärungen dazu nachfolgen. Was in diesem Film auf anregende Weise der Fall ist. Das Regieteam Eric Friedler (er drehte zuvor „It Must Schwing“ über das Jazz-Label Blue Note) und Andreas Frege (bekannt als Sänger Campino der Toten Hosen; er stand für Wenders mehrmals vor der Kamera und arrangierte zahlreiche Interviews für diesen Film) nutzt die knapp zwei Stunden Spielzeit für eine Reise zurück zu den gerühmten Wenders-Filmen, lassen den Regiestar an Originalschauplätzen Szenen nachspielen und dabei kreative Prozesse Revue passieren
Campino und Eric Friedler drehten den Dokumentarfilm über Wenders
Durch diesen geschickt gewählten Kunstgriff schwindet die zwischenzeitlich beträchtliche historische Distanz zu den Filmen, Verklärungen bleiben ebenso auf ein erträgliches Maß beschränkt wie Selbstrechtfertigungen, wenn es auf der Zielgeraden auch um Wenders‘ größte persönliche Niederlage geht, die Dreharbeiten in Hollywood zum Detektivkrimi „Hammett“.
Ob Wenders heute noch Relevanz für junge Filmemacher hat? Regiekollege Werner Herzog macht da eine klare Ansage: „Schau dir Wims Filme an, du Depp!“
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Auch der NDR und DasErste.dewürdigen Wim Wenders’ 75. Geburtstag mit einer Werkschau. Vom 14. Juli bis zum 14. September ist sie im Netz zu finden unter www.DasErste.de/wimwenders. 28 Filme des Regisseurs, mehr als 20 Kurzfilme, Porträts und Interviews mit Menschen, die Wenders’ Wege begleitet haben.