Duisburg. „Geliebt und zerrissen“ ist ein melancholisch-zartes Album voller Songperlen. Der singende Wolfspelz kommt sanft und verliebt daher.
Wenn Tobias Rotsch seine Hände über die Klaviertasten spazieren lässt, verheddern sich seine Gedanken ganz gerne mal in komplizierten Herzgeschichten, die kein Chirurg heilen kann. Das ergibt eine lauschig-melancholische Melange, der man stundenlang zuhören möchte, um im Plätschern der Tastentöne Songzeilen nachzusinnen wie „Das, was der Himmel mir verspricht / ist für uns beide nicht drin“ oder „Wer hatte das gedacht? / Dass Ankommen so anfangen kann / Mit einem Nein an einem Frühlingstag.“
Die zwölf Songs auf dem Album „Geliebt und zerrissen“ beginnen mit dem, „Was der Himmel mir verspricht“. Darin will dieser Klavierliedermacher „Kein Wolfspelz sein, der niemals beißt“. Und doch heißt das Songpoeten-Projekt des Mannes, der seit 2007 in Münster Musik und moderne Medien an der Musikhochschule lehrt und an der Universität im neuen Pop-Studiengang Songwriting und Geschichte des Pop unterrichtet, genau so: Wolfspelz.
Zwischen Gysbert zu Knyphausen und Manfred Maurenbrecher
Der Liederdichter, der alles andere als ein Schaf ist, wird selten scharf, die sanfte Melancholie ist sein Metier, und wenn seine Melodien mal gefährlich nah zum Schlager hinlaufen, biegt er instinktsicher rechtzeitig in Richtung Chanson und zartbittere Ironie ab: „Kann es nicht lieber wieder regnen“?
Wolfspelz gehört sicher zur Phalanx neuer deutscher Liederdichter, die seit einer Weile schon von Gisbert zu Knyphausen angeführt wird, aber darin hat er einen ganz eigenen Ton zwischen Lakonik und Poesie gefunden. Ein schräger Reim wie „V-Ausschnitt“ auf „TV-Auftritt“ ziert einen Song, in dem eine Frieda „Gold mit der Band“ hat: „Ich suche dich nicht, doch ich finde dich überall / und du mich nicht“.
Keyboard, hier und da eine Geige, ein Tupfen Harfe oder Oboe, ein Wurlitzer oder ein Keyboard, ein Saxophon, alles sehr sparsam: Man hört ungern auf, zuzuhören.
Wolfspelz: Geliebt und zerrissen. Blue Bowl. www.wolfspelz.org Konzert: 1.8. Innenhafen Duisburg; 27.8. Spatz & Wal, Unna; 17.9. Steinhof Duisburg; 30.10. Die Säule Duisburg.