Essen. Restaurierungs-Studio im Museum Folkwang kommt. Bundes-Zentrum: Essen ist Ziel der Machbarkeits-Studie: drei Alternativen auf Zollverein.

Die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien Monika Grütters (CDU) hat sich noch einmal ausdrücklich dazu bekannt, dass die Machbarkeitsstudie für ein bundesdeutsches Foto-Institut mit dem klaren Ziel vergeben wird, dieses Institut in Essen zu errichten. Allein in Düsseldorf nährt der dortige Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) beharrlich die Hoffnung, das Institut könne doch noch nach Düsseldorf kommen; schließlich hatte der Finanzausschuss des Bundestages in einer für alle Kulturpolitiker überraschenden Hauruck-Aktion im vergangenen November 41,5 Millionen Euro Baukostenzuschuss für ein solches Institut in Düsseldorf bewilligt, woraufhin das Land NRW und die Stadt sofort eine Ko-Finanzierung zusagten. Geisel hat am Wochenende gegenüber der „Rheinischen Post“ angegeben, die Zuschüsse in jedem Fall abrufen zu wollen.

Machbarkeits-Studie

Die rund 500.000 Euro teure Machbarkeits-Studie, mit der die vom Finanzausschuss des Bundestages vorübergehend bevormundete Staatsministerin Monika Grütters sich wieder zu Herrin des Verfahrens macht, wird drei alternative Standorte auf dem Welterbe-Gelände Zollverein prüfen; mit ihrer Fertigstellung wird aus politischen Gründen auf keinen Fall vor den NRW-Kommunalwahlen am 13. September gerechnet, eher schon mit dem Frühjahr 2021.

Das „Zentrum für Fotografie Essen“ hingegen, in dem sich Folkwang-Universität der Künste, Folkwang-Museum, Ruhrmuseum und das Historische Archiv Krupp zusammengeschlossen haben, verfügt inzwischen über ein Logo, eine Adresse (an der Folkwang Universität) und eine Telefonnummer.

Und es schafft mit der Einrichtung zweier Stellen für die Restaurierung von Fotografien bereits Fakten. Die von der Stadt Essen bewilligten Stellen sind mit einem Lehrauftrag an der Folkwang-Hochschule verknüpft und sollen bald ausgeschrieben werden. Das dazugehörige „Studio“ für die Foto-Restaurierung, das schon in David Chipperfields Plänen für den 2010 realisierten Neubau des Folkwang-Museums vorgesehen war, stattet die Krupp-Stiftung mit 70.000 Euro aus. „Damit soll“, wie Museums-Chef Peter Gorschlüter betont, „in Fragen der Restaurierung, Erhaltung und Archivierung die gesamte Bandbreite der Fotografie behandelt werden“, von der Daguerrotypie der Anfangsjahre bis hin zur den digitalen Bildern der Gegenwart.

Seitenhieb gegen das Konzept von Adreas Gursky

Ein deutlicher Seitenhieb auf die Düsseldorfer Konzeption unter Federführung des Star-Fotografen Andreas Gursky, die sich vor allem um Fragen der Erhaltung und Reproduktion aktueller Kunstfotografie dreht. „In unseren Beständen von insgesamt über 6,5 Millionen Aufnahmen“, sagt Ralf Stremmel als Leiter des Historischen Archivs Krupp, „sind alle Spielarten der Fotografie vorhanden“. Und an der Folkwang-Universität mit sechs Professuren zur Fotografie inklusive Theorie und Geschichte sei über Jahrzehnte hinweg die Kompetenz gewachsen, fügt Folkwang-Rektorin Elke Seeger hinzu, die als fachliche, wissenschaftliche Basis für ein Bundesinstitut dienen könnte. Ausstellungsmöglichkeiten, wie man sie in Düsseldorf mit einem neuen Museumsbau auf dem Ehrenhof-Gelände schaffen will, gebe es in Essen genug, für das Bundes-Fotoinstitut genügten Schauräume, in denen Forschungs-Erkenntnisse und -Fortschritte dokumentiert würden.

Mittlerweile haben sich die fünf großen Essener Stiftungen (neben der Krupp- auch die Mercator-, die RAG-, die Innogy- und die Brost-Stiftung) ebenso zur Unterstützung für ein Fotozentrum in Essen bekannt wie auch die Bundes- und Landtagsabgeordneten der Stadt – in parteiübergreifender Einmütigkeit übrigens. Schließlich, so Ruhrmuseums-Chef Theodor Grütter, wäre ein Bundes-Foto-Institut das zweite dieser Art im Ruhrgebiet nach der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund und ihrer Deutschen Arbeitsschutz-Ausstellung DASA.