Essen. 40 Musikfestivals fordern in einem Papier an Angela Merkel einheitliche Regeln. Unterzeichnet haben auch die Macher des Klavierfestivals Ruhr.
In einem gemeinsamen Positionspapier haben sich 40 Musikfestivals aus ganz Deutschland zusammengeschlossen, um bundeseinheitliche Regeln für Konzerte und eine Planungsperspektive zu fordern. Wie notwendig das ist, zeigt das Klavierfestival Ruhr, dessen Macher mit unterzeichnet haben.
„Wir haben Spielstätten im gesamten Ruhrgebiet. Natürlich ist es da hilfreich, wenn in Dortmund die gleichen Regeln gelten wie in Duisburg, was Abstände, Auflagen und Besucherbeschränkungen angeht“, sagt die Künstlerische Direktorin Birgit Glasow-Carl. Speziell bei der Frage nach der Definition einer Großveranstaltung versprechen sich die Kulturschaffenden viel vom nächsten Treffen des „Corona-Kabinetts“ am 30. April. Dann wollen sich die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel auch zur Kultur äußern. Strenge Hygiene- und Abstandsregeln könnten auch bei Kulturveranstaltungen umgesetzt werden, sind sich die Unterzeichner des Papiers einig.
Musikfestivals weisen auf ihre wirtschaftliche Bedeutung hin
Auch interessant
Ausgegangen war die Initiative von den bereits abgesagten Händel-Festspielen in Halle an der Saale. „Uns geht es um den Schulterschluss. Wir wollten gemeinsam darauf hinweisen, dass wir auch wirtschaftlich eine Bedeutung haben“, so Glasow-Carl weiter. Rund 600 Musikfestivals mit internationaler Ausstrahlung in ganz Deutschland seien mit 400 Millionen Euro Gesamtumsatz ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, argumentieren die Festivalveranstalter in ihrem Papier.
Natürlich stehe der Schutz der Bevölkerung im Vordergrund, das betont auch Birgit Glasow-Carl. Dennoch brauche es eine zeitliche Perspektive: „Im Gegensatz zum Friseur oder Einzelhändler können Kulturbetriebe nicht einfach am nächsten Tag wieder öffnen.“ Allein das Klavierfestival Ruhr hat einen organisatorischen Vorlauf von zwei bis drei Jahren.
Sommerveranstaltungen werden wohl ebenfalls verschoben
Auch interessant
Nachdem die für April und Mai geplanten Konzerte des Klavierfestivals bereits verschoben wurden, müssten nun wohl auch die Sommerveranstaltungen neu terminiert werden, glaubt Intendant Franz Xaver Ohnesorg. Eine Absage des gesamten Festivals stehe aber noch nicht zur Debatte: „Wir sind zuversichtlich, dass wir das Klavierfestival im Herbst regelkonform und modellhaft auf die Bühne bekommen.“ Wie diese Regeln aussehen, das müsse nun zeitnah die Politik bestimmen.
Während das Klavierfestival auf der wirtschaftlich soliden Lage einer Stiftung finanziell abgesichert ist, fürchteten viele der teilnehmenden Künstler aktuell um ihre Existenz, weiß Birgit Glasow-Carl: „Wenn dann vorgeschlagen wird, Musiker könnten ja beim Spargelstechen helfen, dann ist das an Polemik kaum zu überbieten. Vielmehr braucht es einen gemeinsamen Plan, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, um den Kulturbetrieb Stück für Stück wieder aufzunehmen.“
Auch interessant
Nicht zuletzt sei auch das Klavierfestival Ruhr mehr als eine Veranstaltungsreihe: „Es ist kulturelles Leitprojekt des Initiativkreises Ruhr, der seinerzeit in einer großen Krise gegründet wurde. Wir wollen auch in diesen Zeiten den Glauben in diese Region stärken“, sagt Franz Xaver Ohnesorg. Dass das Klavierfestival in diesem Jahr den großen Humanisten Beethoven würdigen wolle, passe da umso mehr ins Bild und solle Mut machen, fährt Ohnesorg fort: „Diese Konzerte live zu erleben, würde vielen Menschen sehr helfen.“
Einen entscheidenden Vorteil hat das Klavierfestival: es wird nicht gesungen
Bei aller Fürsorgepflicht seien die Veranstaltungen in kleinerem Rahmen machbar, glaubt der Intendant. Es sei schließlich ein Unterschied, ob sich der Mensch in einer ungeordneten Menge bewege oder in einem Konzertsaal sitze: „Dort lässt sich ein größerer Abstand problemlos realisieren. Und natürlich werden wir da mit Masken sitzen“, gibt Ohnesorg einen Ausblick.
Darüber hinaus habe das Klavierfestival in diesen krisengeschüttelten Zeiten gefürchteter Tröpfcheninfektionen noch einen Vorteil, fügt Ohnesorg an: „Bei uns wird nicht gesungen.“