Essen. Neben Giganten wie Parookaville, Rock am Ring, Wacken und Hurricane sind nun auch erste große Festivals in der Region abgesagt. Ein Überblick.

Festival-Giganten wie Rock am Ring, Wacken, Hurricane und Parookaville wurde bereits wenige Stunden nach der Bundes-Verfügung über ein Verbot von Massenveranstaltungen bis zum 31. August abgesagt. Die Veranstalter von Festivals und Großereignissen in der Region taten sich da zum Teil noch ein bisschen schwerer. Zum einen gab es bei manchen wohl noch rechtliche Einzelheiten wegen des Kartenumtauschs zu klären; zum anderen steht die genaue Festlegung der Grenze, ab der ein Ereignis zur Großveranstaltung wird, offenbar noch aus. Verbreitet war die Unsicherheit darüber.

Abgesagt

Definitiv abgesagt wurde gestern die Extraschicht, die Nacht der Industriekultur fürs gesamte Ruhrgebiet, die am 27. Juni an 50 Schauplätzen hätte stattfinden sollen und zu der 300.000 Besucher erwartet wurden. Abgesagt ist auch das beliebte Umsonst-und-draußen-Festival Bochum Total . Das für den 20. August bis zum 5. September geplante Zeltfestival Ruhr soll nun mit den gleichen Daten im Jahr 2021 stattfinden, möglichst in einer 1:1-Übertragung. Der genaue Terminplan soll Ende Mai, Anfang Juni vorliegen.

Ebenfalls abgesagt: Das Fidena-Festival, das „Figurentheater der Nationen“, das alle Arten von Puppenspiel unter seinem Dach vereint und das vom 19. bis zum 30. Mai in Bochum, Hattingen, Herne und Recklinghausen über die Bühne gehen sollte. Die Fidena hat nun stattdessen den „Grand Prix D’Amour“ ausgelobt: Für den können ab dem 15. Mai selbstkomponierte Songs von Schnulze über Rap bis hin zur herzerweichenden Rockballade als Video eingereicht werden; ab dem 19. Mai sollen dann die besten Einreichungen auf https://fidena.love zu besichtigen sein. Den ersten drei Plätzen winken Preisgelder zwischen 400 und 200 Euro.

In Dortmund hat die Stadt bereits die für den 24./25. Juli geplante Elektrodance-Sause Juicy Beats abgesagt; die traditionell für den 30. April anstehende Mayday soll eventuell im Herbst stattfinden.

Und auch die Karl-May-Festspiele im sauerländischen Elspe fallen in diesem Jahr aus: „Allen Gästen, die schon Karten haben, bieten wir an, ihre Tickets aufs nächste Jahr umzubuchen,“ sagt Chef Philipp Aßhoff.

Noch in der Schwebe

Der für 11.-13. Juni in Dortmund geplante Ruhr Reggae Summer im Revierpark Wischlingen ist bereits komplett abgesagt; das gleichnamige Festival in Mülheim, das vom 7. bis 9. August über die Bühnen gehen sollte, steht noch in den Sternen: In der kommenden Woche wollen sich die Veranstalter äußern, ob man eine Verschiebung in den September hinbekommt oder auf das nächste Jahr ausweichen muss.

In Essen sollten am 28. Juni die Fantastischen Vier auftreten, im Stadion – der Veranstalter „bemüht sich um einen Ausweichtermin“, so der Stadionbetreiber. Ebenfalls verschoben werden die beiden ausverkauften Seeed-Konzerte am Seaside Beach, für die jeweils 20.000 Tickets verkauft wurden – sie sollen 2021 nachgeholt werden. Karten behalten ihre Gültigkeit. Auf der Kippe stehen die beiden Konzerte von David Guetta, die am 11. und 12. September am Baldeneysee geplant waren – schon in der kommenden Woche soll möglicherweise ein Ersatztermin bekanntgegeben werden, so Seaside-Beach-Inhaber Holger Walterscheid. Das Pfingst-Open-Air in Werden am 1. Juni ist ebenfalls abgesagt; über 18.000 Zuschauer waren 2019 gekommen. Am Wochenende vom 4. bis zum 6. September ist das Musikfest „Essen Original“ geplant. Beim Veranstalter Essen Marketing ist man „skeptisch“.

In Duisburg stehen die Chancen für das Traumzeit-Festival im Landschaftspark Nord etwa bei Null, auch wenn die Stadt noch auf Verordnungen des Landes wartet. Auch in Gefahr ist das dortige, kaum minder beliebte Open-Air-Sommerkino.

Noch im Wartestand: Schwertes beliebtes Straßentheater-Festival. Es soll am 28. und 29. August tausende Zuschauer in die City locken. Holger Ehrich, Leiter des Kulturbetriebs, sagte bei Redaktionsschluss noch nicht ab: „Wir warten das ab, was das Land entscheidet.“ Dass man in Schwerte allerdings nicht nur einen Plan B, „sondern auch C, D und E“ habe, verrät Ehrich. Bei gutem Wetter sind bis zu 5000 Menschen täglich bei dem Festival.

Dass Markus Söder von Volks- und Armin Laschet von Schützenfesten als typische Großveranstaltung sprechen, lässt Franz Xaver Ohnesorg als Intendant des Klavierfestivals Ruhr noch hoffen. Schließlich stehen nach Pfingsten noch alle Konzerte des weltgrößten Pianistentreffen bislang unverändert auf dem Programm. Wie heikel die Lage ist, deutet der erfahrene Festivalmacher an: „In unsere Aufführungsorte fallen 20 verschiedene Gesundheitsämter.“ Nun warte man auf klare Vorgaben vom Land, um passgenau reagieren zu können.

Auch die Ruhrtriennale, um deren bislang für den 14. August geplanten Auftakt in der Bochumer Jahrhunderthalle es ja bereits Diskussionen gibt, weiß noch nicht, ob und inwieweit sie zu den Großveranstaltungen gezählt werden wird; man warte nun auf Vorgaben vom Land: „Wir reagieren flexibel“, so eine Sprecherin gestern, „und werden alles an Abstands- und sonstigen Regeln einhalten, was gefordert wird.“