Hagen. Sein neuer Krimi ist eine wunderbare Komödie. Wir verraten, was Ralf Kramp in Mord mit Eifelblick alles einfällt.
Mit Herbie Feldmann hat der Autor Ralf Kramp eine der ungewöhnlichsten Detektivfiguren des Genres erfunden. Herbie ist alles andere als ein Superheld, im Gegenteil: Er funktioniert nicht richtig, er hat einen neben sich gehen, den unsichtbaren Julius, er ist ein Spinner, sagen die Leute. Ans Scheitern und an Demütigungen gewöhnt, tritt Herbie seiner Umwelt mit einer liebenswerten Mischung aus Vorwitz und Mitgefühl entgegen.
Meistens lässt Ralf Kramp ihn mit bitterbösem Humor in jene Todesfälle stolpern, welche die gute Gesellschaft gerne unter dem Teppich kehren möchte. Doch nun gönnt Kramp seinem Herbie mal eine richtige Komödie: Mord mit Eifelblick.
Verbeugung vor Agatha Christie
Der neue Eifelkrimi aus der Feder des engagierten Verlegers und populären Schriftstellers erweist sich als literarische Überraschungstüte. So heißt der verstorbene Ehemann der Besitzerin des „Eifelblicks“ zum Beispiel Bertram; die Handlung spielt folglich in Bertrams Hotel, was Agatha-Christie-Fans stutzig werden lässt. Tatsächlich. Der Roman erweist sich im Subtext als Verbeugung vor der Meisterin des britischen Kriminalromans und Schöpferin wunderbar kauziger Amateur-Ermittler.
Der Schauplatz ist ohnehin zum Niederknien schön, eine heruntergekommene Herberge vor wildromantischer Eifel-Naturkulisse, in der einmal eine beliebte Fernseh-Serie spielte, wo eine berühmte Schauspielerin entdeckt wurde. Nun soll eine Jubiläums-Ausgabe gedreht werden, für welche die Diva eigens aus den USA anreist. Der erste Tote lässt nicht lange auf sich warten. Es ist natürlich der Gärtner, der im Privatleben das Internet leer kauft, und dessen Leiche von einem führerlosen Rasentraktor mitten in die Filmaufnahmen geschleift wird.
Ralf Kramp zeichnet mit beschwingter Feder eine Überfülle an Milieus und Typen wie den vergessenen Altnazis, der nackt in den Stauseen badet, um den greisen Körper zu stählen. Zu den schönsten Szenen gehört ein Besuch im Dorfladen, wo Herbie auf Informationen hofft, aber nicht damit rechnet, mehr als angestaubte Fliegenfänger in den Regalen zu finden. Und dann zählt die Provinzverkäuferin eine solche umfassende Auswahl an Zahnbürsten auf, dass Herbie glatt vergessen könnte, dass er eigentlich zum Herumschnüffeln gekommen ist.
Furchterregender Filmhund
Derartig unerwartete Wendungen prägen den ganzen Roman. Denn man muss auch fragen, was Herbie überhaupt bei der Filmcrew macht? Er soll auf Anweisung seiner furchterregenden Tante einen ungezogenen russischen Terrier mit kilometerlangem Stammbaum hüten, der als Filmhund Karriere macht.
Am Ende bleibt die Ahnung, dass unser schrulliger Herbie langsam erwachsen wird. Nur noch selten diskutiert er in aller Öffentlichkeit mit seinem unsichtbaren Schatten Julius. Wenn das so weitergeht, wird er wohl demnächst eine Freundin finden. Darüber ist der bestens unterhaltene Leser froh, aber auch ein bisschen traurig. Denn glattgeföhnte Helden gibt es im Kriminalroman schon mehr als genug.
Ralf Kramp: Mord mit Eifelblick. 278 Seiten, 12 Euro.