Hagen. Auf der Herbstvollversammlung streiten die Bischöfe über den Zölibat. Die Priesterweihe von Frauen wird allerdings nicht kommen, so Kardinal Marx

Ist die Tür schon geschlossen, bevor die Debatte überhaupt beginnt, oder öffnet der „Synodale Weg“ tatsächlich Chancen für eine Veränderung innerhalb der katholischen Kirche? Bei ihrem Herbsttreffen beraten die deutschen Bischöfe ab dem 23. September in Fulda über Auswege aus der Strukturkrise. Im Vorfeld betonte Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Bischofskonferenz, dass es keine Zulassung von Frauen zum Priesteramt geben wird. Auf der anderen Seite sei er offen für Einschränkungen des Zölibats.

Der Begriff „Synodaler Weg“ bezeichnet eine Diskussion, mit der die deutschen Bischöfe unter Einbeziehung von Laien auf die anhaltende Struktur- und Vertrauenskrise reagieren wollen. Die Themen sind sexueller Missbrauch und Machtmissbrauch in der Kirche, die Lebensform der Priester und die Sexualmoral der Kirche, die nach den Worten von Kardinal Marx entscheidende Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften noch nicht aufgenommen hat. Der Reformprozess startet am 1. Advent. Papst Franziskus hat dazu den Brief „An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ verfasst, in dem er zum synodalen Weg bei der Erneuerung der Ortskirche ermutigt, aber auch die Einheit der Weltkirche anmahnt. Dieses Schreiben ist ein wichtiger Tagesordnungspunkt bei der Herbstvollversammlung.

Endgültige Entscheidung

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) sagte Kardinal Marx jetzt, dass er die Entscheidung der katholischen Kirche gegen eine Priesterweihe von Frauen für endgültig halte. „Ich kann nicht erkennen, wie wir heute theologisch beiseitelegen können, was Papst Johannes Paul II. 1994 endgültig festgelegt hat“, so Marx. „Das ist entschieden, auch wenn die Diskussion nicht zu Ende ist. Wir sollten uns deshalb darauf konzentrieren, wie Frauen in der Kirche stärker mitwirken können.“

Laienorganisationen wie das Bündnis Maria 2.0 fordern derzeit mit Nachdruck eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt. Maria 2.0 reagierte auf der Internet-Plattform Facebook enttäuscht über die Aussage von Kardinal Marx und kritisierte, dass der „Synodale Weg“ nicht ergebnisoffen sei. Das Bündnis zitiert den belgischen Jesuiten Roger Lenaers: „Dass die Hierarchie über unfehlbare Lehrautorität aus der Höhe verfügt, ist eine Behauptung derselben Hierarchie, die sich für die Verlässlichkeit dieser Behauptung auf die Unfehlbarkeit ihrer Lehrautorität beruft.“

Frauen stärker einbinden

Kardinal Reinhard Marx ist Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Kardinal Reinhard Marx ist Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. © dpa | Arne Dedert

Kardinal Marx will Frauen hingegen stärker in die Diskussionsprozesse einbinden. „Aus seiner Sicht würde es „schon sehr viel ändern, wenn diese Männerwelt durch die Präsenz von Frauen während der Beratungen der Bischofskonferenz und Bischofssynoden aufgebrochen würde“, so Marx. „Dass Nichtgeweihte dann auch mit abstimmen, lässt das Kirchenrecht wahrscheinlich nicht zu. Doch es ändert ja schon die Perspektive, wenn zuvor Frauen und Männer gemeinsam diskutiert haben. Hier sehe ich noch erheblichen Spielraum.“

Der gebürtige Geseker Marx sieht beim Thema Zölibat mehr Möglichkeiten für Veränderungen. Er könne sich „durchaus vorstellen, dass man zu dem Ergebnis kommen kann, dass es sinnvoll ist, unter bestimmten Voraussetzungen in bestimmten Regionen verheiratete Priester zuzulassen“, sagte Marx in dem Interview. Auf der Amazonas-Bischofssynode im Oktober soll über eine regional begrenzte Zulassung verheirateter Priester beraten werden.

Lebensform der Priester

Auch die deutsche Bischofskonferenz hat das Thema Zölibat auf der Tagesordnung, im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. Marx dazu in der FAS: „Es geht nicht um den Zölibat allein, sondern um die Zukunft der priesterlichen Lebensform“. Entscheidend sei, „ob und wie der Zölibat so gelebt werden kann, dass er ein positives Zeichen ist und auch die Priester in ihrem Leben nicht beschädigt. Es werde aber „keinen deutschen Sonderweg“ geben.

Der Zölibat steht ebenso wie die hierarchischen kirchlichen Machtstrukturen im Verdacht, sexuellen Missbrauch und das Vertuschen von Missbrauch zu begünstigen. In den „Synodalen Weg“ und in die Amazonas-Synode setzen viele Christen große Hoffnungen bezüglich von Reformen innerhalb der katholischen Kirche. Gleichzeitig werden beide Veranstaltungen von einzelnen Bischöfen stark kritisiert. Auch gibt es unter den deutschsprachigen Bischöfen Vertreter, die überzeugt sind, dass die Frauenordination kommen wird.