Duisburg-Walsum. . Frauen fordern das Ende der Männerbünde. Sie kritisieren die mangelnde Reformbereitschaft ihrer Kirche und protestieren gegen das Pflicht-Zölibat

Mit einer Andacht auf der Wiese vor der Herz Jesu Kirche haben die Frauen der katholischen Frauengemeinschaft kfd in der Pfarrei St. Dionysius ihre Kirchenstreikwoche beendet. Das soll nicht die letzte Aktion gewesen sein, der öffentliche Protest der Frauen gegen die mangelnde Reformbereitschaft und die „männerbündischen Machtstrukturen“ in ihrer Kirche hat gerade erst begonnen.

Eine hölzerne Marienstatue und eine Kirchenfahne haben die kfd-Frauen mit nach draußen genommen, wo sie auf der Wiese vor dem Beginn der Samstagabend Messe ihre eigene Andacht halten. Über sechzig Frauen und auch eine Handvoll Männer haben sich dazu eingefunden.

„Kein Amt für Täter und Vertuscher“

Sie halten bunte Plakate mit ihren Forderungen und singen ohne Musikbegleitung moderne Kirchenlieder. Andere Gemeindemitglieder gehen schnell vorbei und betreten die Kirche zur 18 Uhr Messe. So teilt sich die Gemeinde in ein „drinnen“ und ein „draußen“. Drinnen zieht Pater Jakob Mannheimer gerade sein Messgewand an und bittet um Verständnis dafür, dass er keine Zeit für einen Statement zum Frauenprotest hat. Draußen müssen die Frauen ihre Stimmen ohne Mikroverstärkung ganz schön strapazieren, um gegen den Klang der Glocken anzukommen, die zur Messe rufen.

Auch für eine freie Entscheidung zum Zölibat treten die katholischen Frauen der Pfarrei St. Dionysius ein.
Auch für eine freie Entscheidung zum Zölibat treten die katholischen Frauen der Pfarrei St. Dionysius ein. © Lars Fröhlich

„Es ist an der Zeit, nicht nur von einer Kirche zu träumen, in der Männer und Frauen gleichen Zugang zu allen Ämtern haben, wir wollen unsere Träume jetzt wahrmachen“, lesen die Frauen vor. „Nein zum Pflichtzölibat“ und „Kein Amt für Täter und Vertuscher“ steht auf ihren Plakaten. https://www.waz.de/staedte/velbert/taschenlampen-sollen-gegen-missbrauch-leuchten-id215992533.html

Es ist ihnen nicht leicht gefallen

Die radikale Verweigerung der Mitarbeit ist den Frauen gar nicht leicht gefallen. Ingrid Beekmann und Susanne Birkhahn aus dem Team rund um Sprecherin Ursula Uhrner erzählen von den Kompromissen, die sie machen mussten. „Wir konnten uns der lange geplanten Seniorenfeier nicht entziehen, weil wir die alten Leute nicht im Stich lassen wollten“, sagen sie, „und die Maiandacht haben wir kurzerhand aus der Kirche in den Pfarrsaal verlegt.“

Viele, gerade ältere Gemeindemitglieder stehen dem Protest kritisch gegenüber. „Ich kann doch keinem verbieten in die Kirche zu gehen“, haben die Frauen in der Streikwoche oft zu hören bekommen und „Unser Priester hat ja nichts Falsches gemacht, warum sollen wir den bestrafen“.

Sie haben die Verhältnisse lange schweigend und dienstbar getragen

Dabei geht es ihnen ja gerade nicht darum, jemandem etwas zu verbieten. Sie erlauben sich aber inzwischen, ihren Unmut über die bestehenden Verhältnisse, den sie lange schweigend und dienstbar getragen haben, nun laut werden zu lassen. Unterstützung gab es auch.

„Wir wissen, dass unser Pfarrer das gut findet, was wir machen“, sagen die Frauen überzeugt. Pastoralreferentin Kirsten Thalmann findet es gut, dass die Frauen der unterschiedlichen kfd-Gruppen in den sechs Gemeinden der Großpfarrei die Aktion zur Streikwoche gemeinsam auf die Beine gestellt haben. „Das war bestimmt nicht unsere letzte Aktion, da bleiben wir jetzt dran“, sagt Susanne Birkhahn.

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Frauen starten die Initiative Maria 2.0

In einem Lesekreis der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster entzündete sich der Zorn der Frauen an dem ersten apostolischen Schreiben von Papst Franziskus „Evangelii gaudium“.

Die Münsteraner Frauen beschlossen daraufhin, dass es Zeit wird, mit ihrer Initiative Maria 2.0 die Forderungen nach tiefgreifenden Reformen in der katholischen Kirche öffentlich werden zu lassen.