Oberhausen. Im Gasometer Oberhausen beginnt am Donnerstag die Austellung „Sternstunden – Wunder des Sonnensystems” - der größte Mond auf Erden in der vermutlich größten Tonne der Welt.

Wow, ein Mond in der Tonne. Und was für einer! Der größte Mond auf Erden in der vermutlich größten Tonne der Welt. In der dunklen Röhre des Gasometers in Oberhausen schwebt der 25 Meter dicke Mondballon, zartrot beleuchtet, als ginge er gerade auf – mitten im Ruhrgebiet. Die gigantische Mondnachbildung hat das Zeug zu einem neuen Wahrzeichen der Region, zu einem Symbol dafür, was man mit einem ausrangierten Industriebau Neues anstellen kann.

Der Kunstmond begrüßt die Besucher der Ausstellung „Sternstunden – Wunder des Sonnensystems”, die gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erstellt wurde und am 2. April startet. Sie ist ein wesentlicher Beitrag zum weltweiten Jahr der Astronomie, das die Vereinten Nationen ausgerufen haben – 400 Jahre nach den weltverändernden Beobachtungen von Galileo Galilei.

Die Schau im Gasometer will die Besucher mitnehmen auf eine Reise in den Kosmos. Sie zeigt spektakuläre Bilder des Sonnensystems, Aufnahmen fremder Welten und kostbare historische Instrumente der Astronomie bis zur modernen Weltraumtechnologie. So wird auch eine Nachbildung der Internationalen Raumstation ISS durch den Gasometerluftraum schweben.

»Wir wollen aufklären und unterhalten«

„Wir wollen aufklären, erklären, faszinieren und unterhalten”, sagt Wolfgang Volz, Kurator der Ausstellung. Seit jeher hat der Blick in den unendlichen Weltraum die Menschen irritiert und fasziniert. So zeichnet die Ausstellung auch die Kulturgeschichte der Aneignung des Weltalls nach, den der Mensch unermüdlich zu erobern und zu verstehen versucht. Daher sind kultische Relikte, historische Messgeräte wie der Sextant des Kopernikus, Fernrohre, Himmelskarten und alte Globen zu sehen, bis hin zu Prisen von Mondstaub, die russische Sonden zur Erde brachten.

Es ist bereits die sechste Schau, die Volz in dem Gasometer ausrichtet. Im Hauptberuf ist er seit 38 Jahren „Hof-Fotograf” des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude. Aus Anlass der Ausstellung „The Wall”, für die Christo 13 000 bunte Ölfässer im Gasometer aufstapeln ließ, erlebte Volz im Jahr 1999 zum ersten Mal diesen gigantischen Raum – und war begeistert: „Das ist einzigartig in der Welt. Es sprengt alle Möglichkeiten, die andere Häuser zu bieten haben.” Der runde Bau ist eine riesige Herausforderung für Ausstellungsmacher, denn: Es gibt keine Wände! Und kein natürliches Licht, viel kaltes Eisen und 117 Meter Höhe, die es zu füllen gilt. Dafür aber gebiert die alte Stahlröhre neue Ideen, sagt Volz. „Die Vorstellung von dem großen Mond kam mir hier.”

390 000 Menschen bestaunten Christos bunte Fassmauer damals. Kaum weniger Besucher ließen sich 2007 von der Ausstellung „Das Auge des Himmels” begeistern, die ebenfalls im Zusammenarbeit mit dem DLR entstand. Insgesamt bestaunten bereis drei Millionen Menschen den Gasometer. Volz ist sich ziemlich sicher, dass das aufgeschlossene und begeisterungsfähige Ruhrgebietspublikum in Scharen auch in die neue Ausstellung strömen wird.

»Ich musste die Musik immer mehr reduzieren«

Die versteht sich nicht nur als astronomische Belehrungs-Veranstaltung mit Event-Charakter, sondern ein wenig auch als Gesamtkunstwerk. Dafür sorgt Ulle Sende, der die Musik für die Ausstellung entwarf. Sende war bis 2003 Gitarrist der Band Keimzeit, die neben den Puhdys, City und Karat als eine der erfolgreichsten ostdeutschen Gruppen gilt. Sende war zunächst niedergeschlagen, weil in dem Gasometer nichts so klang, wie er sich das zu Hause ausgedacht hatte. „Ich musste die Musik immer mehr reduzieren, weil der Gasometer sie nicht wollte”, sagt Sende. Nicht wollte?

„Der Gasometer verfügt über so etwas wie einen eigenen akustischen Willen”, stellte der Musiker fest. „Jeden Laut quittiert das Gebäude mit einer Antwort aus Echos und Reflexionen. Im Extremfall bis zu 20 Sekunden Nachhall. Wenn ihm ein Sound nicht gefällt, ist die Antwort harsch und nervig, im besseren Fall warm und wohltuend.” So lernte er, mit dem Gasometer zu spielen – denn das Gebäude selbst ist Klang.

Zwei Kompositionen habe der Gasometer „mit dankbarem Lächeln angenommen”, erzählt Sende. Ein emotionales Stück mit E-Piano und durch Weingläser erzeugten Obertönen, das Erinnerungen an sommernächtliche Blicke in den Sternenhimmel, rücklings auf Wiesen liegend, musikalisch reflektiert. Und ein zweites Stück, das die Bahnen der Planeten in Töne umsetzt. Sende: „Venus und Erde zum Beispiel entsprechen einer Sext, die ständig zwischen Moll und Dur schwankt.”

»Ein Ort zwischen Himmel und Erde«

Der Ausstellungsbesucher kann sich diesen Eindrücken hingeben. Unter dem Riesenmond liegt ein großer Teppich, auf dem man sich ausstrecken darf, um Sterne, Mond und Musik zu genießen. Und anschließend wird man den Musiker vielleicht besser verstehen, Sende sagt: „Der Gasometer ist ein Ort zwischen Himmel und Erde, den ich lieben gelernt habe. Mitsamt seinen Menschen, die ihn zum Leben erwecken. Und auch davon erzählt diese Musik.”

Sternstunden – Wunder des Sonnensystems, 2. April 2009 bis 10. Januar 2010, di bis so 10-18 Uhr, während der Ferien in NRW täglich 10-18 Uhr. Eintritt 7 €, ermäßigt 5 €.

Mehr zum Thema