Dortmund. Die Dortmunder Band Zookee gilt zwar als Newcomer, die meisten Musiker sind aber schon lange im Geschäft. Ende Oktober spielen die Indie-Rocker ein Konzert zum Geburtstag des Musikmagazins Visions und haben ihr neues Album im Gepäck. Das erscheint nicht als CD, sondern auf USB-Sticks.

Das Musikmagazin Visions steht vor allem für Indie-Rock. Was liegt da näher, als zum 20. Geburtstag mit einer Reihe von Konzerten die Heimatstadt Dortmund zum Indie-Rock-Mekka der Region werden zu lassen? Natürlich darf da auch die heimische Szene nicht zu kurz kommen. Am Donnerstag, 29. Oktober, gibt es ab 21 Uhr im Rahmen der Anniversary-Konzertreihe im Dortmunder Inside Club ein Dreierpaket mit den Headlinern Kilians aus Dinslaken, den regionalen Newcomern Peach Mallow Burners aus Hamm und Zookee aus Dortmund.

Zookee sind sind eine junge Band, die Musiker sind aber größtenteils alte Hasen im Musikgeschäft. Auf entsprechend hohem musikalischen Niveau sind auch ihre neuen Songs – einen ersten Eindruck gibt’s auf ihrer Myspace-Seite. Der oft beschworenen Krise in der Musikindustrie möchte die Band nun mit einer Alternative zur CD begegnen: Einem vollwertigen Album, das lediglich auf USB-Sticks erscheinen wird. Was es damit auf sich hat, und was die Konzertbesucher bei dem Visions-Anniversary-Abend erwarten wird, erzählt Trommler Jens Küchenthal im DerWesten-Interview.

Musikjournalisten verwenden ja gerne bestimmte Schubladen, um Musik zu beschreiben. In welche Schublade würdest du eure Band stecken?

Küchenthal: Bei uns trifft Singer-Songwriter-Musik auf Indie-Rock mit einem gewissen Pop-Appeal. Die Songs können nach vorne gehen, aber auch mal sanftmütig daherkommen. Wir sind im Großen und Ganzen ein klassisches Rock-Quartett, aber versuchen unsere Musik ohne Scheuklappen anzugehen.

Online-Auftritt ohne eigene Homepage

Es fällt auf, dass eure Internetpräsenz recht spartanisch daherkommt und ihr außer einer Myspace-Seite keine Homepage habt. Legt ihr nicht so viel Wert auf Vermarktung im Online-Bereich?

Küchenthal: Als wir uns vor zweieinhalb Jahren auf der Myspace-Seite verewigt haben, haben wir gemerkt, dass Myspace das beste Tool ist, um mit Leuten in Kontakt zu treten. Wir hatten früher mit anderen Kapellen durchaus schon eigene Internetseiten, haben aber feststellen müssen, dass die Frequenz da gar nicht so stark ist. Über die Myspace-Seite funktioniert das schon ganz gut.

Auf eurer Myspace-Seite wird nicht recht ersichtlich, ob es überhaupt Veröffentlichungen von euch gibt und der Visions-Abend ist das einzig anstehende Konzert. Woran liegt das?

Küchenthal: Das liegt in erster Linie daran, dass wir jetzt sehr mit dieser Plattengeschichte, oder vielmehr mit der USB-Geschichte zu tun hatten...

Was hat es damit auf sich?

Küchenthal: Wir haben in der Vergangenheit einfach gemerkt, dass die Arbeit, die einem von Labels abgenommen wird und alles eigentlich einfacher machen sollte, meistens enttäuschend war. Deshalb versuchen wir, das Ganze jetzt selbst in die Hand zu nehmen. Vor allem auch mit dem neuen Medium, dem USB-Stick, den man ja ganz schmuck herrichten kann. Es ist unser Logo auf dem Teil, dann packen wir die Texte darauf, packen Fotos darauf, und jeder kann den Stick für sich aktualisieren. Wir haben das Gefühl, dass gerade jüngere Leute ein Album nur deswegen kaufen - oder woher auch immer sie es beziehen - um die Songs dann auf ihren iPod oder Computer zu packen und sich dann die CD in den Schrank stellen. Deswegen haben wir uns gedacht, warum packen wir das Album nicht direkt auf so einen Datenträger?

Das Album erscheint nicht auf CD

Ihr habt also eine ganz reguläre Albumproduktion gemacht, die lediglich auf dem USB-Stick erscheinen soll?

Küchenthal: Schon. Die Soundqualität entspricht aber dem, was man sonst so im Laden kaufen kann.

Sind das die Songs, die derzeit auf Myspace zu hören sind?

Küchenthal: Ja, wobei die noch nicht in dem Soundgewand sind, wie sie dann auf dem Stick zu hören sein werden. Es wird also noch einen Tick schöner und klarer vom Sound her. Insgesamt werden es elf Lieder sein.

Glaubst du, das könnte auch ein Zukunftsmodell für andere Bands oder Labels werden, gerade in Zeiten der Krise in der Musikindustrie?

Küchenthal: Dieses Gejammere von den Plattenfirmen ist ja eigentlich nicht neu. Das gab es schon mal, als die Möglichkeit kam, auf kleinen Tonbandkassetten Musik aufzunehmen. Wenn man sich überlegt, dass in den frühen 80ern und 90ern Musikliebhaber meinten, sich ihre Musiksammlung noch mal auf CD neu zu kaufen, ist natürlich klar, woher die unglaubliche Hochphase der Musikindustrie kam. Mit dem Aufkommen des Brennens ging der Schuss natürlich nach hinten los und das Gejammer war ungleich größer.

Vielleicht muss da einfach ein Umdenken stattfinden. So müssen Plattenfirmen auch einfach bisschen pfiffiger mit ihrem Geld umgehen. Ich hab’ mit Felix, unserm Bassisten, zwei Alben bei Sony rausgebracht, und man hat da schon gemerkt, wie Gelder einfach in den Wind geschossen wurden. Die Master-CD beispielsweise kam da nicht mit der Post, sondern die musste der Kurier für viel Geld bringen. Und so hat sich das durch alle Sparten gezogen. Man darf heute einfach nicht mehr so rigoros die Kohle verbrennen.

Wie wollt ihr mit eurem Konzept Geld verdienen?

Küchenthal: Zunächst auf Konzerten, die hoffentlich bald mehr werden. Dann werden wir das Album natürlich auf unserer Seite anbieten. Und mal schauen, ob wir eine LC-Nummer bekommen, die man ja braucht, um im Radio gespielt zu werden. Da wollen wir mal versuchen, vielleicht gerade auch in NRW auf den Ladentheken so einen kleinen Ständer anzubieten, wo man den Stick dann kaufen kann. Da gibt es sicher noch viele Möglichkeiten.

Genug Zeit, um Musik zu machen

Was macht ihr, wenn ihr gerade keine Musik macht?

Küchenthal: Felix, der Bassmann, gibt Unterricht an seinem Instrument. Christoph arbeitet bei dem Label Roughtrade in Köln. Jens, unser neuer Gitarrist, studiert Gitarre in Holland, und ich versuch’, mich mit noch ein paar anderen Kapellen über Wasser zu halten . Und dann hab’ ich noch mit meiner Freundin einen kleinen Klamottenladen. So versucht also jeder, noch nebenbei Geld zu verdienen aber doch genug Zeit zu haben, Musik zu machen.

Was wird die Konzertbesucher bei dem Visions-Konzert im Dortmunder Inside Club erwarten?

Küchenthal: Hoffentlich eine gut aufgelegte Rockband (lacht). Es kann gut sein, dass wir noch einen fünften Mann dabei haben: Det Bizarre, den einige musikalisch sehr Aufgeschlossene vielleicht noch von The Multicoloured Shades kennen. Das war in den 80er Jahren eine Wave-Band, die aus dem Ruhrgebiet kommend in England großen Erfolg hatte. Und der Det wird uns wohl bei drei Nummern an der Orgel begleiten. Ansonsten werden wir uns natürlich freuen, wenn möglichst viele Leute kommen.