Essen. Das Ruhrgebiet hat musikalisch richtig was zu bieten, finden nicht nur die Macher des Musikmagazins Visions. Aber die wollen’s auch beweisen. Am 29. Oktober in Dortmund: Vor den Dinslakener Kilians werden die Peach Mallow Burners aus Hamm die Bühne rocken. DerWesten sprach mit den Newcomern.
20 Jahre Visions: Da kennen die Magazin-Macher keine falsche Bescheidenheit – und feiern fünf Tage lang, an sieben Locations, mit rund 40 Bands. Visions wird in Dortmund gemacht, und so soll’s auch einen Einblick in die Rockszene der Region geben: Neben den Ruhpott-Paten Kilians aus Dinslaken, die nach Support-Gigs zum Beispiel bei Coldplay und Mando Diao von vielen als Durchstarter des Jahres gehandelt werden, führt Visions in Kooperation mit der Ruhr Music Comission die Newcomer Zookee aus Dortmund und die Peach Mallow Burners ins Feld. Die vier Jungs aus Hamm wollen am 29. Oktober ab 21 Uhr den Dortmunder Inside Club rocken – DerWesten sprach mit Gitarrist Tim Brosowski.
Ihr wart im Februar Demo des Monats im Visions-Magazin. Nun fördert euch das Magazin als vielversprechende Newcomer und lädt euch ein, bei den Geburtstagsfeierlichkeiten vor den Kilians zu spielen. Wie kam es dazu? Und hat sich etwas seitdem für euch verändert?
Brosowski: Wir haben 2008 auf dem Newcomerfestival „Hamms beste Band“ gespielt. In der Jury saß Michael Lohrmann, der Herausgeber vom Visions. Er hat uns nach dem Auftritt angesprochen und meinte, wir würden es anders machen – eben richtig gut. Er hat uns daraufhin angeboten, auf der Visions-Party zu spielen. Wir haben ihm dann ein Paket mit Demos geschickt und drei oder vier Monate später waren wir auf einmal Demo des Monats.
Wir haben auch danach noch Kontakt gehalten, woraufhin wir dann jetzt auch gefragt wurden, ob wir auf dem Visions-Bandsampler vertreten sein möchten, der im Oktober erscheint. Und ob wir das Jubiläumskonzert in Dortmund spielen möchten.
Wie würdet ihr jemandem, der noch nie etwas von euch gehört hat, eure Musik beschreiben?
Brosowski: Wir versuchen, Popmusik zu machen, mit dem Anspruch, die Leute - anders als bei typischen Popkonstrukten - mehr zwischen den Zeilen entdecken lassen zu können...
Was verstehst du unter einem typischen Popkonstrukt?
Brosowski: Man kann jetzt schlecht Bands nennen, weil das eher auf Songs gemünzt ist. Aber etwa bei The Smiths, deren Songs zwar ein Pop-Korsett haben, in denen aber durch die Texte, die generelle Attitüde und die instrumentalen Ideen eine Langzeitwirkung entfaltet wird. Das gibt den Songs eine höhere Wertigkeit und macht den Unterschied zu typischen Popbands aus.
Aufnahmen mit nur einem Mikro
Der Sound eurer Musik wirkt wie der von älteren Bands und erinnert fast ein wenig an 60er Surf-Rock oder Beat. Ist diese Retro-Attitüde beabsichtigt oder liegt das eher an einem schmalen Produktionsbudget?
Brosowski: Man muss das eigentlich in zwei Phasen unterteilen. Unsere erste Demo-CD haben wir im Keller mit nur einem Mikrofon aufgenommen. Dadurch erklärt sich dann dieser Sound. Wir wollen natürlich auch einen authentischen, druckvolleren Sound. Aber wir waren jetzt mit den neuen Stücken im Studio, und da hat sich der Sound verändert. Wir haben natürlich darauf geachtet, dass es nicht zu glattgebügelt klingt, dass das immer noch wir sind.
Wo liegen dann eure Einflüsse?
Brosowski: Wir hören alle so verschiedene Sachen, dass man gar nicht so genau sagen kann, was eigentlich der Haupteinfluss ist. Das reicht von Minimal Electro über alte Blues-Sachen bis hin zu neuerem Indie-Pop-Kram. Man kann eher sagen, dass wir uns von der Arbeits- bzw. Produktionsweise von ein paar unabhängigen Geistern beeinflusst fühlen. So zum Beispiel The Smiths. Für mich ist auch Captain Beefheart ein großer Einfluss. Das hat weniger mit dem Instrumentalen zu tun, sondern vielmehr mit der generellen Herangehensweise, wie man Musik begreift.
Was macht diese Herangehensweise aus? Wie entstehen die Songs bei euch?
Brosowski: Entweder wir jammen zusammen, um uns daraus ein Stück zu erarbeiten, oder einer von uns kommt mit mehr oder weniger fertigen Ideen in den Proberaum. Das wird dann gemeinsam ausarrangiert. Das Instrumentale und das Textliche sind bei uns stark getrennt. Insgesamt sind unsere Songs untereinander so verschieden, dass man eigentlich nicht von einer generellen Herangehensweise sprechen kann. Klar sind viele Ideen von mir, da ich Gitarrist bin, aber wir haben auch einen Song, bei dem zu erst der Schlagzeug-Beat da war...
Private und literarische Motive
Und wie ist das mit den Texten?
Brosowski: Die Texte schreibt primär Sebastian, unser Sänger. Er ist sehr belesen. Das klingt jetzt vielleicht etwas abgedroschen. Viele Leute behaupten ja, sie würden Nietzsche oder Dostojewski lesen, aber er macht das wirklich. Unsere Texte vermischen private Motive mit literarischen.
Was macht ihr sonst noch, wenn ihr nicht gerade mit Musik machen beschäftigt seid?
Brosowski: Ich studiere Jura, unser Sänger Philosophie und Germanistik und Philipp unser Schlagzeuger studiert Niederländisch, Geschichte und Englisch. Jens, unser Bassist macht eine Ausbildung zum Mechatroniker. (Pause) Glaube ich (lacht).
Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?
Brosowski: Wir habe gerade unsere zweite Demo-CD aufgenommen. Wir haben die Veröffentlichung aber erst einmal aufgeschoben, da wir einen Song exklusiv für den Visions-Sampler zur Verfügung gestellt haben, der dann aber auch später auf der gepressten CD zu hören sein wird.