Stockholm. Als zehnte Deutsche hat die aus Rumänien stammende Schriftstellerin Herta Müller am Donnerstag den Literaturnobelpreis erhalten. Die höchste literarische Auszeichnung der Welt wurde ihr in Stockholm vom schwedischen König Carl XVI. Gustaf überreicht.

Die deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller hat am Donnerstag in Stockholm den Literatur-Nobelpreis entgegen genommen. Schwedens König Carl Gustav überreichte die Auszeichnung bei einer feierlichen Zeremonie in Stockholm an die 56-Jährige. Unter den Preisträgern für Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaft waren in diesem Jahr vier weitere Frauen - ein Rekord in der Nobelpreis-Geschichte.

Die in Berlin lebende Müller wurde unter anderem für ihren Roman «Atemschaukel» und ihre realitätsnahen Darstellungen des Lebens unter der kommunistischen Führung in Rumänien ausgezeichnet. In seiner Laudatio wandte sich der Literaturwissenschaftler Anders Olsson auch auf Deutsch an die Preisträgerin. Müller habe den Mut gehabt, gegen «die provinzielle Unterdrückung und den politischen Terror» kompromisslos Widerstand zu leisten. Den Nobelpreis verdiene sie für den «künstlerischen Gehalt dieses Widerstands».

"Landschaften der Heimatlosigkeit" gezeichnet

Bei der Bekanntgabe der Gewinnerin des Literaturnobelpreises im Oktober hatte das schwedische Preiskomitee erklärt, Müller habe «mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit» gezeichnet. Die Ehrung gilt vor dem Hintergrund von Müllers Lebensgeschichte auch als Würdigung des Zusammenbruchs des Kommunismus und der Regime im Osten Europas vor 20 Jahren. Die 56-Jährige wurde in Nitzkydorf im Banat in Rumänien geboren, wanderte aber 1987 noch zu Zeiten des kommunistischen Regimes aus.

In Herta Müllers Werke flossen immer wieder autobiographische Erfahrungen ein. So verarbeitete sie das Schicksal ihrer Mutter, die wie viele Rumäniendeutsche 1945 in die Sowjetunion deportiert worden war, in dem in diesem Jahr veröffentlichten Roman «Atemschaukel». Müllers Debüt, die Novellensammlung «Niederungen» (1982), wurde in Rumänien nur zensiert herausgegeben. Wegen ihrer kritischen Haltung zum Ceausescu-Regime wurde sie in ihrer Heimat später mit einem Publikationsverbot belegt. (afp/ap)