Stockholm. Die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller stellte sich vor der Preisverleihung in Stockholm einem Großaufgebot der internationalen Presse. Humorvoll reagierte die Preisträgerin auf die Frage nach dem Preisgeld: "Ich kaufe mir keine Yacht, machen Sie sich da keine Sorgen."

Auf dem thronhaften Polstersessel fühlt sich Herta Müller im Börsensaal der schwedischen Akademie nicht ganz wohl. Er ist fast zu prächtig für die zierliche etwas scheue Frau, der die bedeutendste Literaturauszeichnung der Welt in diesem Jahr zuerkannt wurde. Fast mütterlich flankiert der Sekretär der Akademie die Schriftstellerin, setzt sich nie, bleibt stehen. Morgen wird Müller im eigentümlich blau gestrichenen Konzerthaus von Stockholm den Nobelpreis aus der Hand des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf entgegennehmen. „Nicht ich bekomme den Preis, meine Bücher“, sagte sie, als ihr der Nobelpreis im Oktober zuerkannt wurde. „Ich bin ein ganz gewöhnlicher Mensch und das möchte ich auch bleiben“, sagt sie heute mit ruhiger, fast trauriger Stimme. Was sie mit der Preissumme machen will? Wird nicht verraten. „Ich kaufe mir keine Yacht, machen Sie sich da keine Sorgen“, sagt sie.

Die Rumäniendeutsche widmete die traditionelle Nobel-Lesung am Montag der Unterdrückung und Erniedrigung von Menschen in Diktaturen. Sie kritisierte die mangelnde Aufbereitung der Verbrechen des rumänischen Geheimdienstes Securitate.

Harte Kritik an China-Politik

Und sie hat kein Verständnis für den Umgang der westlichen Industrienationen mit China, das für Großunternehmen aus demokratischen Ländern so wichtig geworden ist. „Menschen werden verhaftet, verschleppt, verfolgt. Gleichzeitig tut China so, als sei es auf dem Weg zu einem demokratischen Staat. Das stimmt aber nicht. Mao ist immer noch der große Held, wie viel Tode der auf dem Gewissen hat, wissen wir auch. Die Menschenrechte wurden nach der Olympiade wieder vergessen.” Herta Müller forderte eine striktere Menschenrechts-Politik: „Die westlichen Staaten meinen immer, man müsse sich vor so einem Staat verbiegen. Wenn die Akzeptanz des Westens nicht vorhanden wäre oder wenigsten kleiner wäre, müssten sich die Herrschenden in China auch überlegen was sie ändern müssen. Aber leider ist dem nicht so“, sagt sie.