Essen. . Die Autorin Judith Kerr ist mit 95 Jahren verstorben. Mit ihrem Buch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ erinnerte sie an ihre eigene Flucht.

Es gibt viele Jugendbücher über die Gewalt in Nazi-Deutschland, den Widerstand und die Angst vor Verfolgung. Aber schon der Titel dieses Buches lässt einen bis heute aufhorchen: „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“. Die deutsch-britische Autorin Judith Kerr starb nun mit 95 Jahren nach kurzer Krankheit. Doch dieser Trilogie-Auftakt macht sie unsterblich.

Judith Kerr erzählt von einer jüdischen Familie, die 1933 in Berlin lebt und flieht. Die neunjährige Anna und ihre Familie müssen alles zurücklassen – auch den geliebten rosa Plüschhasen.

Judith Kerr ließ in der Geschichte die eigenen Erinnerungen an ihre Jugend einfließen. Auch die Tochter des Theaterkritikers Alfred Kerr, dessen Bücher die Nazis verbrennen, muss 1933 aus Berlin fliehen. Erst lebt sie in der Schweiz, dann in Frankreich, schließlich in London, wo sie die Kunsthochschule besucht. Dort erscheint ihr Buch 1971, zunächst auf Englisch. Drei Jahre später wird ihr dafür der Deutsche Jugendliteraturpreis verliehen.

Die Bilderbücher zu Kater Mog

Sie arbeitet als Redakteurin für die BBC, bei der sie ihren späteren Mann und Vater ihrer beiden Kinder kennenlernt, den Drehbuchautor Nigel Kneale. Auch als Illustratorin verwirklicht sie sich. In Deutschland werden vor allem ihre Bilderbücher zu Kater Mog bekannt. Sie schreibt 20 Geschichten, zuletzt ihre Autobiografie „Geschöpfe“, und verkauft weltweit neun Millionen Bücher.

Vier Jahrzehnte nach dem größten Erfolg veröffentlicht sie mit 93 Jahren noch ein Kinderbuch – „Ein Seehund für Herrn Albert“. Auch Judith Kerrs Vater besaß einen Heuler, schreibt sie im Nachwort. Diese glückliche Erinnerung lässt sie noch einmal lebendig werden – in Gedenken an ihren Vater, der ihr empfahl, das Leben anzunehmen. In einem seiner letzten Briefe, so verrät sie in einem Interview, habe er ihr geraten: „Du musst glücklich sein.“