Essen/Duisburg. Er ist der Rentner, der nie in Rente geht: Herbert Knebel steht seit 30 Jahren auf der Bühne, die „Mitternachtsspitzen“ sind ebenso lange im TV.

Zeche Carl, Sommer 1988. Mit Kassengestell, Prinz-Heinrich-Mütze und rentnerbeigem Jackett sagt Uwe Lyko: „Boh glaubse, die ganzen Knochen gelb! Dat krisse doch nie im Leben wieder ab. Wir ham aber auch gestern wieder wat weggeraucht, mein lieber Herr Gesangsverein!“ Es war die vollverqualmte Geburtsstunde von Herbert Knebel, der dieser Tage 30 Jahre Bühnenjubiläum feiert. Mit dem Affentheater steht die Premiere des neuen Programms „Außer Rand und Band“ bevor. Auch zum 30. Geburtstag der WDR-Kabarett-Institution „Mitternachtsspitzen“ ist Herbert Knebel dabei. Georg Howahl besuchte Knebels Affentheater bei Proben in Duisburg und sprach mit Uwe Lyko (Herbert Knebel), Martin Breuer (Ernst Pichel), Georg Göbel-Jakobi (Ozzy Ostermann) und Detlev Hinze (Der Trainer) über Anfänge, die Zukunft und alles, was dazwischen liegt.

30 Jahre steht Herbert Knebel auf der Bühne, haben Sie schon früh an den Erfolg geglaubt?

Lyko: Man hat schnell gemerkt, dass wir zeitgeistig den Nerv getroffen hatten. Bei allen Schwächen, die das offensichtlich hatte. Dass es aber irgendwann so sein würde wie Ende des letzten Jahrtausends, als wir dreimal hintereinander das Kölner E-Werk ausverkauft haben und eine Premiere in Gelsenkirchen mit zwölf Terminen, das hätte keiner geglaubt.

Anfangs hagelte es Vergleiche mit Jürgen von Mangers Tegtmeier...

Lyko: Diese mühseligen Vergleiche gab’s, aber wie wir es präsentiert haben, war etwas ganz Neues damals in Deutschland...

Hat sich der deutsche Humor in 30 Jahren sehr verändert?

Lyko: Humor verändert sich ja ständig, worüber man heute lacht, darüber kann man vielleicht in zwei Jahren nicht mehr lachen…

Breuer: Wenn wir unsere eigenen Sachen aus der Distanz betrachten, fragen wir uns: Warum fanden wir das früher lustig? Und warum fanden andere das lustig?

Göbel-Jakobi: Aber ich finde auch, die Grundqualität der Nummern ist mit jedem Programm gestiegen. Ich schreibe ja nicht mit, insofern kann ich das fast von außen betrachten.

Auch interessant

Herr Lyko, Sie sind nun auch schon lange bei den „Mitternachtsspitzen“ dabei, die ebenfalls 30 Jahre alt werden. War das immer eine reine Freude?

Lyko: Bei den „Mitternachtsspitzen“ war’s anfangs für mich nicht einfach. Denn wenn man als Kabarettist verkleidet ist, gilt man als minderwertig, dann kommt man aus der Karnevalsecke oder der Augsburger Puppenkiste. Es hat sehr lange gedauert, bis ich von diversen Kollegen eine gewisse Anerkennung gespürt habe.

Breuer: Das lag auch ein bisschen an der Generation der Kabarettisten, die da waren, so Richard Rogler oder Mathias Richling…

Was darf man in der Geburtstagssendung erwarten? Man hört, Sie und Wilfried Schmickler wollen den einstigen Dauerbrenner „Loki & Smoky“ wiederauferstehen lassen...

Lyko: Ja, aber nur als einmalige Geschichte. Ist doch klar, was wir da machen: „Loki & Smoky im Himmel“. Mit Rauchwolken...

Hinze: Es ginge aber auch unter der Erde...

Sie selbst sind jetzt alle fast so alt wie Ihre Bühnenfiguren. Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Lyko: Ich sehe mich da durchaus noch alleine und mit den Kollegen auf der Bühne, vielleicht aber nicht mehr in der Häufigkeit. Für die Zeit in zehn Jahren würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Wir haben bei den Auftritten immer noch unheimlich viel Spaß…

Göbel-Jakobi: Ich bin einfach unheimlich gern Ozzy Ostermann… Auch privat!

Lyko: Oder willst Du nochmal durchstarten? Eine große Samstagabendshow mit Ozzy Ostermann kann ich mir gut vorstellen? Oder Seniorenfernsehen mit Oppa Hinze.

Herbert Knebel live

Herbert Knebels Affentheater: „Außer Rand und Band“ live: Premiere 28.9. Mülheim (ausverk.). Karten gibt’s noch für: 29.&30.9. Mülheim, Stadthalle, 12.10. Bocholt, 30.10. Schwerte, 13.&14.11. Düsseldorf, 17.11. Neheim-Hüsten, 23.&24.11. Emmerich, 1.12. Krefeld, 13.12. Rheinberg.