Ruhrgebiet. . Die Extraschicht 2018 präsentiert am Samstag, 30. Juni, mehr als 2000 Künstler an 50 Spielorten. Das erwartet die 200.000 Besucher.

Zu sagen, die „Extraschicht“ habe bisher nur Kindergeburtstage gefeiert, weckt einfach die falschen Bilder: jedenfalls nicht die von 50 Spielorten, 20 beteiligten Städten, 2000 Künstlern und – wenn das Wetter es erlaubt – bis zu 200 000 Besuchern. Und doch, und doch muss es wohl so sein: Denn sie sei jetzt „endlich volljährig“, freuen sich die Veranstalter. Die Extraschicht 2018, das ist jetzt einfach, ist nämlich die 18. Nacht der Industriekultur. Willkommen im Programm!

Rockmusik und Taubenzucht

Die Veranstalter hatten ihr Angebot im Hertener Norden vorgestellt, in der Schwarzkaue des früheren Bergwerks „Schlägel&Eisen 3/4/7“. Die Schwarzkaue ist natürlich längst eine frühere, hinter dem Namen steckt heute eine Bar. Um es gleich vorweg zu nehmen: „Schlägel&Eisen“ hier ist dieses Jahr wieder dabei, „Stolze Erben“ heißt das Programm für den 30. Juni und bietet eine Melange aus Tanzen zur Rockmusik, Taubenzucht, Schrebergarten und Kegeln; es gehe, so heißt es, um eine „Zeitreise: Erleben Sie, wie sich in den 60er- und 70er-Jahren die Kindheit und Jugend in einer Bergbau-Stadt angefühlt hat“.

Grubenfahrten auf Prosper-Haniel

Einen Schwerpunkt legt die Extraschicht 2018 auf den Bergbau – im Jahr, in dem er endet. „Es ist eine Zäsur für die Mitarbeiter und die Bevölkerung, wenn etwas so prägendes nach 200 Jahren zuende geht“, sagt Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung. An vielen Stätten der Industriekultur werden also frühere Bergarbeiter erklären, was war.

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Grubenfahrten auf Prosper-Haniel in Bottrop wird es auch geben, doch der Andrang ist so groß, dass bereits gelost wird. Wer will, kann noch ausweichen in das Trainingsbergwerk Recklinghausen, das schwarz und authentisch daherkommt. Und wahrscheinlich als Erinnerungsort an den Bergbau erhalten bleibt. Ein weiteres Extra auf der Schicht 2018 ist die Integration des „Day of song“, aber eingebunden sind auch das Klavierfestival Ruhr oder das Krimi-Festival „Mord am Hellweg“ im Kreis Unna.

An Kränen klettern, auf Halden tanzen

Ansonsten kann man das größte Weltereignis des Ruhrgebiets natürlich nicht neu erfinden: Sie machen einfach wieder vieles von allem. Eine Schicht lang vereint das Programm, um es mal zu zitieren, „Tauchtonne und Panoramaterrasse, Alleinunterhalter und Rudelsänger, Taubenzucht und gesprengtes Gemüse, Sandmalerei und Schaugießen“.

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Um daran anzuschließen: Auch die Standorte haben sich erkennbar Mühe gemacht mit den einzelnen Programmen. Thyssenkrupp Duisburg? „Bustouren über ein Werksgelände fünfmal so groß wie Monaco.“ Lohberg Dinslaken? „Was für ein Zirkus.“ Aquarius Mülheim? „Das Wassermuseum macht die Welle.“ Parkbad Süd in Castrop-Rauxel? „Wer braucht schon Urlaub, wenn er auch zuhause ein illuminiertes Schwimmbecken bekommen kann?“ Eine mittlere hellsichtige Begabung reicht vollkommen aus, um zu erkennen: Sie werden Türme anstrahlen und an Kränen klettern und auf Halden tanzen und den Schmiedehammer ehren.

Die Abschiedsgala der Bauaustellung war das Vorbild

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Endlich volljährig also, endlich 18? Ein ganz kleines bisschen ist das natürlich gemogelt. Denn es gab ja eine mehr: 1999, als die „Internationale Bauausstellung Emscher-Park“ endete, da verabschiedete sie sich schon mit einer großen „Nacht der Industriekultur“. Es sollte ein Schlusspunkt sein, doch es wurde ein Muster. Im Jahr 2001 nahm der Regionalverband Ruhr es wieder auf. Seitdem ist eigentlich alles Extraschicht.

Die Extraschicht läuft am Samstag, 30. Juni 2018, von 18 Uhr an bis 2 Uhr nachts.

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Das Ticket für sämtliche Veranstaltungen kosteten im Vorverkauf 17 Euro, an der Tageskasse 20 Euro. Auch die Pendelbusse zwischen den Spielstätten fahren wieder.