Duisburg. . Finalisten bringen das Publikum im Theater am Marientor mit politischen Beiträgen zum Lachen. Salim Samatour gewinnt die Auszeichnung.
Salim Samatou ist Gewinner des „schwarzen Schafs“. Der Kabarettpreis wurde am Wochenende in Erinnerung an Hanns Dieter Hüsch im Theater am Marientor vergeben. Der 23-jährige deutsch-indische Komiker überzeugte Zuschauer und Fachjury mit seinem schwarzen Humor und seinen politisch nicht korrekten Ansichten zur deutschen Geschichte.
„Ich habe neulich einen Baseball-Schläger bestellt. Bei Amazon wird einem dann angezeigt, was Sie auch noch interessieren könnte: ,Mein Kampf’ nämlich.“ Er orderte das Buch, und sagte: „Es ist lustig zu lesen, wenn man sieht, was Hitler alles vorhatte und schon weiß wie die Geschichte ausgeht.“ Überhaupt sei der Zugang zu dem Thema eine Frage, wie man sozialisiert worden sei. Während die Deutschen in der Regel vom Opa etwas über den Holocaust erfahren oder im Geschichtsunterricht lernen, habe er Hitler, Göring und die anderen in einem indischen Captain-America-Comic kennen gelernt. Göring hatte zwölf Dioptrien und konnte kaum etwas sehen, witzelt Samatou. Der Geschichtsstudent ist Sohn einer indischen Mutter und eines marokkanischen Vaters, wuchs zunächst in Mumbai auf und zog dann nach Deutschland. Nach der Hauptschule machte er später sein Abitur auf dem Wirtschaftsgymnasium. Derzeit arbeitet der Kölner, der bereits den RTL Comedy Grandprix gewann, noch hauptberuflich in der IT-Branche und tritt abends als Stand-Up-Comedian auf. „Meine Wohnung ist gar nicht so groß, ich weiß gar nicht, wohin mit dem Schaf“, ruft Samatou verblüfft, als Comedy-Queen Mirja Boes ihm den Preis überreicht. Dann spottet er: „Ist ja bald Ramadan...“
Gedanken über die Deutschen und zur Lage der Nation
Politische Gedanken über die Deutschen und zur Lage der Nation machten sich fast alle Kandidaten. Berhane Berhane hat äthiopische Wurzeln, spricht aber mit Heidelberger Zungenschlag und ist längst Deutscher. Das führt vor allem dann zu Irritationen, wenn er den Vornamen nennt, der gleichzeitig der Nachname ist. Da man in Äthiopien keine Nachnamen kennt, wurde ihm bei der Einreise nach Deutschland einfach der Name des Großvaters gegeben. Leider wurde dabei übersehen, dass er den schon als Vornamen trägt.
Artem Zolotarov, der den dritten Platz des Wettbewerbs belegt, ist eigentlich Poetry-Slammer. Seine gereimten Betrachtungen zur Angst sind keine knallenden Gags, sondern wichtige Betrachtungen zur Zeit. Einer der vorgetragenen Texte heißt „Angst.“
Mike McAlpine und Aydin Isik halten dem Publikum ebenfalls den Spiegel vor. Der Brite und der Deutsch-Türke – „yeah, doppelte Staatsbürgerschaft sei Dank“ – kebbeln sich über die EU. Die Briten wollen raus, die Türken rein, und das schon seit 1959. Und dann erstmal der Fußball. Die Briten seien ja nur einmal Weltmeister geworden, frotzelt Aydin Isik. „Ach ja, und die Türken?“, entgegnet Mike McAlpine. Doch sein Gegenüber kontert: „Wir Deutschen sind vier Mal Weltmeister!“
>>>Experten diskutieren über Platz drei
In der Jury saßen Mirja Boes, Sebastian Nitsch, Preisträger 2016, Dr. Nikolaus Schneider, der ehemalige Vorsitzende des Fördervereins „Das Schwarze Schaf“, WDR-Kabarettexperte Hartmut Krause und Martina Linn-Naumann, Mitgründerin des Preises und Chefin der „Säule“.
„Über Platz eins und zwei waren wir uns schnell einig, bei Platz drei gab’s Diskussionen“, verrät Martina Linn-Naumann.