Bergisch-Gladbach.

Die deutsche Fassung von Dan Browns „Das verlorene Symbol” entstand in nur zehn Tagen. Am Mittwoch erscheint das Buch in Deutschland - und ist schon knapp 800.000 Mal vorbestellt.

Die E-Mail war verschlüsselt, der Inhalt ein Rätsel, dessen Lösung ein Kampf gegen die Zeit. In nur zehn Tagen haben sechs Übersetzer Dan Browns Roman „The Lost Symbol” verwandelt zum verlorenen Symbol: Naturwissenschaftler, Historiker und Theologen mit einem Händchen für Übersetzungen fanden sich in ungewohnter Gruppenarbeit zusammen.

"Illuminati" im Alleingang übersetzt

Kann sich das Bessermachenwollen zurückhalten beim Übersetzten eines Textes von Dan Brown? Foto: ap
Kann sich das Bessermachenwollen zurückhalten beim Übersetzten eines Textes von Dan Brown? Foto: ap © AP

In den Tiefen des Lübbe-Verlags, am Rande von Bergisch-Gladbach, sitzt Axel Merz, 50 Jahre alt. Ein studierter Chemiker, der einst keine Arbeit fand und Zeit hatte, sich über schlecht übertragene Science-Fiction zu ärgern. Aus dem Bessermachenwollen wurde eine kleine Karriere. „Illuminati” übersetzte er im Alleingang - in drei Monaten. Im Team des „Übersetzermarathons” ist er nun zuständig auch für technische Fragen: Hat ein Hubschrauber genug Energie, um mit einem Teilchen-Strahl einen Knotenpunkt des Internets zu zerstören? Fragen, die wir uns stellen: Kann sich das Bessermachenwollen zurückhalten bei einem wie Dan Brown, dessen schlichter Stil bereits Salman Rushdie zu Verfluchungen veranlasste? „Ich bin ja nur der Übersetzer, nicht der Lektor”, sagt Merz. „Dan Brown ist mit diesem Stil zum erfolgreichsten aller Autoren geworden.”

Für Verlagsleiter Marco Schneiders, der Brown entdeckte vor allen anderen und ihn nun zur Chefsache macht, ist die Verteidigung des „Szenischen, Hollywoodhaften” ohnehin Ehrensache: „Das Buch funktioniert nur so, wie er schreibt. Wenn man in der Achterbahn sitzt, nimmt man von der Umgebung ja auch nichts wahr.” Als gesichert darf somit gelten: Die Herausforderung liegt nicht darin, für poetischen Sprachfluss eine Entsprechung zu finden. Sondern: Rätsel rätselhaft, Lösungen glaubwürdig scheinen zu lassen.

Knapp 800.000 Exemplare vorbestellt

Das Lateinische „sine cera” etwa, das der englischen Floskel „Yours sincerely” zugrunde liegt: Es bedeutet „ohne Wachs” - ohne eine überdeckende Schicht. Also: offen, aufrichtig. Im Roman wird die Floskel zum Schlüssel für eine ganz spezielle Methode, ein Geheimnis zu bewahren, das „sincerely” flüstert ein Priester Robert Langdon als Auflösung eines Rätsels ins Ohr. Wie übersetzt man das bloß? Marco Schneiders grinst: „Der Priester sagt zu Robert Langdon: Du musst deinen Aufgaben gewachsen sein.”

„The Lost Symbol” ist bereits auf deutschen Bestsellerlisten ganz oben, was im Lübbe-Verlag gemischtgefühlig aufgenommen werden dürfte - der vordere Platz symbolisiert Interesse, könnte aber auch die verschlüsselte Botschaft der Marktsättigung enthalten. Immerhin: Knapp 800 000 Exemplare der Übersetzung sind bereits vorbestellt.

Dan Brown: Das verlorene Symbol. Lübbe, 765 S., 26 € Erscheint am 14. Oktober. Jetzt bestellen