Horst Lichter ist ein Spaßvogel mit Schnurrbart, ein Koch, ein Mann mit einer bewegenden Geschichte – und vielen launigen Geschichten. freizeit-Mitarbeiter Zlatan Alihodzic sprach mit dem 46-Jährigen über seine Show, Spitzenköche und Haare in der Suppe.

Herr Lichter, was halten Sie als Genussmensch von Verzicht?

Horst Lichter: Eine Menge. Man kann erst genießen, wenn man weiß, was Verzicht ist. Als ich ein Kind war und in unserem Dorf zur Eisdiele gegangen bin, war es mein Traum, einmal zu sagen: Ich hätte gerne einen Eisbecher für fünf Mark. Das, was ich heute tue und lebe, sind noch immer meine Kindheitsträume. Doch ich bin mir sehr sicher, dass dies nur eine Geschichte auf Zeit sein kann. Ich weiß, dass ich in nicht allzu ferner Zukunft die Luxus-Dinge – wie Autos und Motorräder – abgeben werde. Eines behalte ich vielleicht, aber dann geht es „back to the roots” – in ein Häuschen mit nicht viel drumherum außer ein paar Hühnern.

Sie planen also keine weiteren TV-Formate?

Lichter: Man weiß nie, was kommt. Ich bin sehr dankbar für das, was bisher passiert ist und genieße es, wenn die Leute mich umarmen und sagen: Horst, was haben wir für einen Spaß mit dir. Vielleicht kommen noch mehr schöne Dinge. Das liegt ja gar nicht in meinen Händen, sondern bei den Sendern, beim Publikum und der Frage, ob ich überhaupt kann, was ich da machen soll.

Die Leute bedanken sich für den Spaß mit Ihnen, warum nicht für die Rezepte?

Lichter: Ich war immer erst in dritter Linie Koch. Nehmen wir mein Restaurant: Es gibt drei Gründe, warum die Menschen herkommen. Erst sagen sie: Du musst den verrückten Laden gesehen haben. Dann: Du musst den Lichter kennengelernt haben, wenn der Blödsinn macht. Und erst drittens: Das war lecker. Im Fernsehen ist es das Gleiche, die wollen die Geschichten. Lafer, Schuhbeck, Kleeberg, Herrmann, Zacherl: Die haben eine Begabung, aus Lebensmitteln neue Dinge zu kreieren. Ich kann einfach nur lecker. Für mich ist wichtiger, dass man lacht, Geschichten erzählt, nachdenkt – und dass am Ende noch jemand sagt: Das war übrigens richtig lecker.

Für das Buch „Und plötzlich guckst du bis zum lieben Gott“ sprachen Sie mit Autor Markus Lanz offen über ihre Schlaganfälle und den Tod ihres ersten Kindes…

Lichter: Ja, ich hätte vorher nie gedacht, dass ich die Sachen überhaupt erzähle. Das ist Markus Lanz zu verdanken. Ich bin dem ganzen Projekt anfangs sehr skeptisch gegenübergetreten und wollte es gar nicht machen. Dann habe ich die Herren vom Verlag kennengelernt und Markus, die haben mich praktisch überredet. Markus hat mich ein Dreivierteljahr lang begleitet – und ich habe nie etwas lesen wollen, bis das Manuskript kam. Das habe ich in einem durchgelesen, viel gelacht und viel geweint. Danach habe ich gesagt: Ich schäme mich für nichts. Im Gegenteil: Ich möchte, dass jeder dieses Buch liest, aber es muss von mir aus keiner kaufen.

Was erwartet die Besucher Ihrer Live-Show „Sushi ist auch keine Lösung”?

Horst Lichter live

„Sushi ist auch keine Lösung”:

30.8. Münster (Halle Münsterland)

25.9., Bielefeld (Stadthalle)

26.9., Hagen (Stadthalle)

Karten (21,60-37 €) im TICKET-SHOP, 01805/280123.

Lichter: Zwei Stunden pure Unterhaltung. Dieses Programm ist nichts weiter als mein Leben: Ich reihe Geschichte an Geschichte. Kochen macht vielleicht zehn Prozent aus, wobei viel über Essen geredet wird. Ich bin ja – auch – Koch.

Aber zum Beispiel auch Autoliebhaber. Nur Reisen unternehmen Sie damit nicht, oder?

Lichter: Nein. Ich bin ein Workaholic – aber das gerne, denn ich arbeite nicht auf irgendetwas hin. Doch ich träume noch. Zum Beispiel seit meinem 14. Lebensjahr davon, mich einfach mal aufs Motorrad zu setzen, einfach loszufahren – und da ein paar Tage zu bleiben, wo es schön ist.

Die wichtigste Frage zum Schluss: Finden Sie manchmalein Barthaar in ihrer Suppe?

Lichter: Nein, zum einen sind Barthaare wesentlich härter als Kopfhaare. Zum anderen verklebe ich die ja mit Haarlack. Da fällt mir gar nichts raus, und es kommt auch nichts rein.