Essen. Den sprachlichen Filmriss hat er zur Kunstform erhoben: Professor Schmitt-Hindemith alias Piet Klocke stammelt sich in Kürze wieder durch die Republik – mit neuem Programm. Vorab sprachen wir mit dem 51-jährigen Musiker, Schauspieler und Komödianten, wohnhaft in Essen.
Herr Klocke, vorab zu etwas Unschönem: Ihr Küche soll unlängst gebrannt haben?
Klocke: Das stimmt. Ich war einkaufen und habe eine SMS meiner guten Fee bekommen: „Herr Klocke, kommen Sie bitte sofort nach Hause – Ihre Küche steht in Flammen!” Mein erster Gedanke war: „Sehr witzig! Wer von uns beiden ist denn hier der Komödiant?” Aber tatsächlich: Als ich nach Hause kam, standen gleich mehrere Wagen der Feuerwehr vorm Haus. Das war ein Aufgebot, als wollten die einen Film drehen. Das werde ich nie im Leben vergessen.
Eine abgebrannte Küche – das ist doch auch ein toller Trick, um abzunehmen...
Klocke: (lacht) Ja, als Diät ist das natürlich eine tolle Geschichte. Aber ich bin ja schon so dünn...
Stimmt. Auf den aktuellen Tournee-Plakaten sieht man sie halbnackt in einer gehäkelten Badehose und ohne ein Gramm Fett auf den Rippen!
Klocke: Das ist aber größtenteils Veranlagung. Zudem bin ich ein Mensch, der mit einer gewissen Sensibilität durchs Leben geht und sich auch viele Dinge sehr zu Herzen nimmt. Ich denke, dass ich dadurch auch stark und schnell Kalorien verbrenne. Denn eigentlich esse ich wie ein Scheunendrescher, müssen Sie wissen.
Beneidenswert. Ihr neues Programm trägt den Titel „Das Leben ist schön – gefälligst!” Was sind für Sie die schönsten Seiten?
Klocke: Ich bin ein ganz einfacher Mensch, der sich an der Natur erfreut und an den netten Momenten, die sich Menschen gegenseitig verschaffen können. Aber dieses „gefälligst” soll aussagen, dass es eben nicht permanent dauerschön ist – wie an der Küchengeschichte ja bereits zu sehen war. Gut und Böse liefern sich starke Kämpfe.
Kämpfe tragen Sie auch auf der Bühne aus: Sie stellen u.a. mit vollem Körpereinsatz einen Hummelflug nach...
Piet Klocke live
4.9. Bochum (Zeltfestival Ruhr)*
30.9. Oberhausen (Ebertbad)*
24.10. Köln (Gloria)*
7.11. Witten (Werkstadt)*
11.12. Emmerich (Stadttheater, Karten: 02822/93990)
30.1.'10 Mülheim (Stadthalle)*
31.1. Wesel (Städtisches Bühnenhaus)*
1.2. Kevelaer (Konzert und Bühnenhaus, Karten: 02821/24161)
24.2. Arnsberg (Sauerlandtheater, Karten: 02931/8931143)
13.3. Düsseldorf (Savoy Theater, Karten: 0211/329191)
14.3. Gelsenkirchen (Kaue)*
Für die mit einem (*) gekennzeichneten Termine gibt's Karten (ca. 22-25 €) im TICKET-SHOP: 01805/280123, www.DerWesten.de/tickets
Klocke: ...und ich ahme das gleichfalls träge Schwimmverhalten der Qualle nach. Damit beschwere ich mich bei der Evolution über all das, was offenkundig schief gelaufen ist. Und ich vermute auch stark, dass hinter der Evolution wieder nur eine Firma steckt.
Apropos „Schöpfung”: Wer stand Pate für Ihre Kunstfigur Professor Schmitt-Hindemith?
Klocke: Zum einen der tolle Werner Finck, ein Kabarettist aus Berlin. Zum anderen Jürgen von Manger. Ich will ja nicht angeben, aber ich bin auch mit dem Titel „Tegtmeiers Erbe” ausgezeichnet worden. In dem Zusammenhang habe ich von Mangers Witwe kennen lernen dürfen. Die sagte: „Herr Klocke, mir stehen immer die Tränen in den Augen, wenn ich sie höre”. Wohl, weil ich eine ähnliche Denke habe wie von Manger.
Wohl wahr. Sie sind erst 51 Jahre alt – was ein wenig verwundert. Sie sahen ja schon in den 80er Jahren aus wie ein Studienrat kurz vor der Pension.
Klocke: (lacht) Das höre ich nicht zum ersten Mal, das hat mir auch Loriot gesagt. Der meinte: „In der heutigen Zeit muss man aber ganz schön mutig sein, sich so alt zu machen.” Mir ist das eigentlich wurscht, ich habe wohl einfach ein sehr pädagogisches Äußeres.
Das liegt nicht zuletzt an der Wahl Ihrer Brille...
Klocke: Ja, das ist so ein charakteristisches Merkmal. Wenn die mir irgendwann mal gestohlen wird, laufe ich gegen die Wand. Die großen Gläser haben einen entscheidenden Vorteil: Der Radius für die Augen ist riesig. Modische Brillen sind immer so winzig.
Noch einmal zurück zu Ihrer Bühnenfigur: Vieles geht in Ihren Nummern einen sprachlichen Umweg. Trifft man eher ins Schwarze, wenn man bewusst daneben zielt?
Klocke: Ich weiß genau, was Sie damit sagen wollen. Darüber habe ich mich auch oft mit dem seligen Rudi Carrell ausgetauscht. Der fragte immer (mit holländischem Akzent): „Ja, Piet, wo willst du denn hin mit dieser Nummer?” Und ich habe immer entgegnet: „Ich habe keine Pointe, ich bin schließlich kein Witzeerzähler!” Man könnte also sagen: Der Weg ist bei mir das Ziel.
Sie touren immer mehrere Jahre mit Ihren Programmen. Entziehen Sie sich damit bewusst dem Druck, ständig Neues präsentieren zu müssen?
Klocke: Ja, zum Teil ist das der Grund. Zum anderen dauert es aber immer so lange, weil wir alles selber machen – Texte, Regie, Dramaturgie. Und wenn man dann sehr hohe Ansprüche an seine Sachen hat, dauert es ein wenig länger. Dafür entwickeln sich meine Programme im Laufe der Tournee aber auch sehr stark.
Platz für Improvisation ist also gegeben? Dabei wirken Ihre Verhaspler so perfekt, als hätten Sie vorher alles minutiös einstudiert...
Klocke: Der Anteil an Improvisationen ist tatsächlich sehr groß, es passiert jeden Abend Neues. Das ist toll, allerdings auch anstrengend: Nach zwei Jahren auf Tour mit „HipHop für Angestellte” war alles ausassoziiert – da konnte ich aus meinem haselnussgroßen Gehirn nichts mehr herauspressen.
Sie Armer. Wer fängt den Professor dann privat auf? Hat er eine Gattin?
Klocke: Ja. Aber sie hat keinen Namen.
Wo haben sich die beiden kennen gelernt?
Klocke: Im Volkshochschul-Kurs „Wir töpfern magnetisch” natürlich (lacht).