Essen. „Nessun Dorma“ ist die neue CD des derzeit weltweit gefeierten deutschen Tenors Jonas Kaufmann. Mit dem Puccini lag er bislang immer richtig.
Das eben erschienene „Nessun Dorma“-Album von Jonas Kaufmann gerät gewiss nicht unter Verdacht, der Vollständigkeit halber aufgenommen worden zu sein. Lange ist das Opernwerk Puccinis ein guter Stern für den deutschen Tenor. Der Hype um den 46-jährigen Bayern hat Dimensionen erreicht, die für jeden guten Sänger irgendwann zur Last werden müssen.
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Die Lust und Verpflichtung, seine Partien sehr genau und gewissenhaft zu studieren, ist Kaufmann nicht abhanden gekommen, das zeigt diese Reise durch Puccinis hochemotionalen Klangkosmos beeindruckend. Apropos: „Man muss höllisch aufpasse, dass man vor lauter Emotion nicht die Kontrolle über das Singen verliert“, sagt Kaufmann wissend über die Gefahren jener Arien, die es, wie das titelgebende „Nessun Dorma“, auf den Bekanntheitsgrad von Schlagern gebracht haben.
Ergreifende Fan-Kost
Kaufmann zeigt kaum Schwächen, Kontrollverluste gar, auch wenn man angesichts der dunklen Reife seiner Stimme fragt, wie lange Pinkerton („Butterfly“) oder Cavaradossi („Tosca“) ideale Bedingungen für Kaufmanns Künste stellen. Der Mann fürs Schwerelose war er ja eigentlich nie. Massiv, stets schön, im Timbre nie metallisch, eher sehr körperlich durchmisst der Erfolgsverwöhnte die Partien. Manchmal wünscht man sich ein bisschen mehr Lyrik als gestalterisches Fundament, wenn die Porträts nicht unbedingt von einem Mann mit dem Rücken zur Wand erzählen („Gianni Schicchi“). Und „Nessun Dorma“? Das ist zweifellos ergreifende Fan-Kost, unverwechselbarer Kaufmann, in der Ästhetik nicht sehr italienisch, aber mit vokaler Autorität und sehr raffiniert das Doppelgesichtige von Mut und Zweifel aussingend.
Antonio Pappano, vielfach Kaufmanns musikalischer Weggefährte, leitet Roms „Accademia Nazionale“: ein seidiger, wo nötig auch muskulös präsenter Puccini.
„Nessun Dorma“. CD bei Sony Classical, mit DVD etwa 21 Euro.