München. Filmmusik? Darüber könnte Klaus Doldinger den ganzen Tag sprechen. Ohne den Jazz-Musiker wäre das deutsche TV um seine vielleicht bekannteste Serienmelodie ärmer.

Der Jazz-Musiker Klaus Doldinger (79) hat als Komponist mit der Musik zu "Das Boot" Filmgeschichte geschrieben. Seine Melodien sind aus dem Fernsehen nicht wegzudenken - vom "Tatort"-Vorspann über "Ein Fall für Zwei" bis hin zur Werbung für Kaffee und Margarine.

"Ich bin ein Glückspilz", sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München. Dort trat er bei der Veranstaltung "Filmtonart - Tag der Filmmusik" im Bayerischen Rundfunk auf.

"Musik und Filmmusik ist ein so komplexes Thema - ich könnte den ganzen Tag darüber sprechen", sagt er.

Sie haben gesagt, Sie würden Filmmusik-Komponisten immer empfehlen, auch live aufzutreten. Warum?

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Klaus Doldinger: Ich denke, eine Musik, die für einen Film geschrieben ist, wird noch glaubhafter, wenn der Autor in der Lage ist, sie auch im Rahmen eines Konzertes zu präsentieren. Das ist gelebte Musik. Alles andere ist konservierte Musik. Ich würde junge Musiker immer dazu animieren, dass sie sich nicht nur im Studio aufhalten, sondern auch öffentlich mit ihrer Musik in Erscheinung treten.

Man hat manchmal das Gefühl, in letzter Zeit hat es keine Fernseh-Melodien mehr gegeben, die sich so eingeprägt haben wie Ihre "Tatort"-Musik. Ist das so?

Doldinger: Mag sein. Ich hatte das Glück, für einige Projekte Musiken zu schreiben, die auch einiges hergegeben haben - wie "Liebling Kreuzberg" zum Beispiel oder "Ein Fall für Zwei" und "Wolfs Revier". Ich habe immer wieder für Projekte gearbeitet, die beim Publikum besonders gut angekommen sind.

Können Sie die "Tatort"-Melodie noch hören?

Doldinger: Ja klar. Gerne!

Wie ist die damals entstanden?

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Doldinger: Die ist aus dem Nichts entstanden. Ich bin damals gebeten worden, mir den Kurztrailer an einem Schneidetisch anzusehen - das war damals so üblich. Dabei hatte ich eine Stoppuhr in der Hand und hab den Ablauf genau gestoppt, mich hingesetzt, eine Partitur geschrieben und sie dann mit 30 Musikern im Studio aufgenommen.

Würden Sie diese Musik heute anders schreiben?

Doldinger: Jede Musik, die man neu angeht, würde man immer wieder anders schreiben. Das sind eben die spontanen Einfälle, die man hat oder eben nicht hat. Dass ich damals einen ordentlichen Einfall hatte, ist unbestritten, und ob ich es heute genau so gut hinkriegen würde, das ist eben die Frage. Das ist der Unsicherheitsfaktor, der Kunst so reizvoll macht. Man muss sich überraschen können und davonfliegen lassen. (dpa)