Mülheim/Ruhr. . Bei ihrer Tour durch deutsche Bühnen hat Kulturstaatsministerin Grütters dem zuletzt gefährdeten Festival „Impulse“ eine Zukunft zugesagt.

Es gibt sie noch, positive politische Entscheidungen, die gleichsam en passant bekannt gegeben werden und selbst die Betroffenen überraschen. Das „Impulse“- Theaterfestival NRW, nach dem Wegfall der Fördermittel der Kunststiftung NRW akut gefährdet, wird vom Bund unterstützt.

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Nach seiner Neuausrichtung (u.a. noch stärkere internationale Vernetzung) erhält das bedeutendste Festival freier Theaterproduktionen im deutschsprachigen Raum zunächst bis 2016 jährlich 100.000 Euro aus der Kulturstiftung des Bundes, „und wir haben“, sagt Monika Grütters im Mülheimer Ringlokschuppen, „die Vorstellung, das könnte man danach auch weiter tun.“

Mit dem Bus zu den Bühnen

Drei Tage reist die Staatsministerin für Kultur und Medien mit kleinem Tross (Mitarbeiter des Ministeriums, des Berliner Theatertreffens und des Internationalen Theater Instituts) mit dem Bus durch die Republik, um in Fachgesprächen Eindrücke und Informationen zu Stand und Zukunft der Theaterlandschaft zu gewinnen. In Mannheim standen „Innovationen im Staats- und Stadttheater“ auf der Tagesordnung, in Bonn werden „Arbeitsbedingungen und Betriebskultur im Stadttheater“ beleuchtet. In Mülheim lautete das Thema „Impulse der Theaterfestivals und der freien Szene für das Stadttheater“.

Letztlich geht es vor allem um das wichtigste Förderinstrument, das dem Bund angesichts der Kultur-Länderhoheit zur Verfügung steht, um die Kulturstiftung des Bundes und die von diesem verwalteten Kulturförderfonds.

Wie sieht die freie Szene (u.a. Bundesverband Freie Theater, Pumpenhaus Münster, Ringlokschuppen, FFT Düsseldorf) diese Instrumente, wie werden diese genutzt, wie kann man sie sinnvoller einsetzen? „Ich erhoffe von Ihnen Anregungen“, hat Monika Grütters die Runde eröffnet, und diese Aufforderung stammt deutlich spürbar nicht aus dem Kanon politischer Rhetorik. Wie kann das Theater auf den mit dem Wegbruch des klassischen Bildungsbürgertums einhergehenden gesellschaftlichen Wandel reagieren? Was ist relevanter – die Suche nach neuer Ästhetik oder der Blick auf „virulente Fragen“ (Flüchtlinge, Roma etc.)?

„Fluch der guten Tat“

Können Fördermittel eine Art „Bundessiegel“ sein, das verschlafene oder halbherzig agierende kommunale Entscheidungsträger aufweckt? Existiert die alte Grenze zwischen „Off“ und „On“, zwischen institutionalisiertem und freiem Theater noch, wie sieht es um das Selbstverständnis der Freien aus? Streben die, Stichwort Strukturhilfen, nicht doch selbst nach Institutionalisierung? Monika Grütters spricht vom „Fluch der guten Tat“, nennt als Beispiel die Choreografin Sasha Waltz, die nach ihrem Zerwürfnis mit der Berliner Schaubühne längst unter dem sicheren Dach des Hauptstadt-Kulturfonds lebt.

Noch ein neues Projekt stellt die Ministerin in Mülheim vor, verbunden mit der Bitte um Anregungen (die wie alles unermüdlich notiert werden) zu den Vergabekriterien. Ende des Jahres soll ein neuer, mit insgesamt einer Million Euro dotierter Theaterpreis vergeben werden, der sich deutlich von etablierten Preisen wie dem „Faust“ absetzt. Die Ausschreibung soll im Mai im Rahmen des Berliner Theaterfestivals bekannt gegeben werden.