Göttingen. Literaturnobelpreisträger Günter Grass ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Sein Verlag teilte dies am Montagvormittag mit.

Günter Grass ist tot. Der Literaturnobelpreisträger sei am Montagmorgen im Alter von 87 Jahren in einer Lübecker Klinik gestorben, teilte der Steidl Verlag in Göttingen mit. Er sei einer schweren Infektion erlegen. Er sei kurzfristig in ein Lübecker Krankenhaus gekommen und dort Montagfrüh im Kreis seiner Familie gestorben, teilte sein Sekretariat in Lübeck mit.

Trotz des hohen Alters sei der Tod sehr überraschend gekommen, sagte seine Sekretärin Hilke Ohsoling, die noch am Samstag mit Grass gesprochen hatte. Über Ort und Zeitpunkt der Beisetzung könne sie noch nichts sagen.

Das Günter-Grass-Haus veröffentlichte zum Tode des Autors auf seiner Homepage das Grass-Gedicht "Wegzehrung" von 1997: "Mit einem Sack Nüsse will ich begraben sein und mit neuesten Zähnen. Wenn es dann kracht, wo ich liege, kann vermutet werden: Er ist das, immer noch er."

Welterfolg mit der "Blechtrommel"

Grass zählte zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Gegenwart. Bereits sein 1959 erschienener erster Roman "Die Blechtrommel" wurde ein Welterfolg. 40 Jahre später erhielt der gebürtige Danziger für sein Gesamtwerk den Nobelpreis.

Zeitlebens schaltete sich Grass in gesellschaftspolitische Debatten ein. So unterstützte er Willy Brandts Aussöhnungspolitik mit Polen und machte Wahlkampf für die SPD. Grass löste heftige Kontroversen aus, zuletzt 2012 wegen eines Israel-kritischen Gedichts.

Günter Grass ist gestorben

Die Literaturwelt trauert um Günter Grass. Der Literaturnobelpreisträger...
Die Literaturwelt trauert um Günter Grass. Der Literaturnobelpreisträger... © dpa
... starb am 13. April in einer Lübecker Klinik. Grass...
... starb am 13. April in einer Lübecker Klinik. Grass... © dpa
... galt als einer der weltweit bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart. Lebenslang...
... galt als einer der weltweit bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart. Lebenslang... © dpa
... schaltete er sich leidenschaftlich in gesellschaftspolitische Debatten ein. Gleich sein erster, 1959 erschienener Roman...
... schaltete er sich leidenschaftlich in gesellschaftspolitische Debatten ein. Gleich sein erster, 1959 erschienener Roman... © dpa
Günter Grass kochte 1969 für seine Mitarbeiter, Journalisten und Politiker in Bonn.
Günter Grass kochte 1969 für seine Mitarbeiter, Journalisten und Politiker in Bonn. © dpa
...
... "Die Blechtrommel" geriet zum Welterfolg. 40 Jahre später... © dpa
... wurde Grass für sein Gesamtwerk mit dem Literaturnobelpreis geehrt.
... wurde Grass für sein Gesamtwerk mit dem Literaturnobelpreis geehrt. © dpa
In der Bundesrepublik engagierte sich Grass schon seit den 1960er-Jahren als Gesellschaftskritiker. Seit den 1960er-Jahren warb er auch in Wahlkämpfen für die SPD - unser Bild zeigt ihn im Jahr 1972.
In der Bundesrepublik engagierte sich Grass schon seit den 1960er-Jahren als Gesellschaftskritiker. Seit den 1960er-Jahren warb er auch in Wahlkämpfen für die SPD - unser Bild zeigt ihn im Jahr 1972. © dpa
Aus Protest gegen deren Asylpolitik trat er 1992 zwar aus der Partei aus, blieb ihr aber bis zuletzt verbunden. Grass...
Aus Protest gegen deren Asylpolitik trat er 1992 zwar aus der Partei aus, blieb ihr aber bis zuletzt verbunden. Grass... © dpa
... löste immer wieder heftige Kontroversen aus. 1997 beschmierten Unbekannte die Tür seines Hauses in Lübeck mit Hakenkreuzen.
... löste immer wieder heftige Kontroversen aus. 1997 beschmierten Unbekannte die Tür seines Hauses in Lübeck mit Hakenkreuzen. © dpa
Grass hatte nach dem Krieg eine Steinmetzlehre gemacht und in Düsseldorf und Berlin Kunst studiert; er war Bildhauer und Grafiker.
Grass hatte nach dem Krieg eine Steinmetzlehre gemacht und in Düsseldorf und Berlin Kunst studiert; er war Bildhauer und Grafiker. © dpa
Er zeichnete auch und schrieb Gedichte.
Er zeichnete auch und schrieb Gedichte. "Die Blechtrommel" bildet zusammen mit der Novelle "Katz und Maus" (1961) und dem Roman "Hundejahre" (1963) die sogenannte Danziger Trilogie. © dpa
Günter Grass bei einer Buchpräsentation im Oktober 1999 in Madrid.
Günter Grass bei einer Buchpräsentation im Oktober 1999 in Madrid. © dpa
Günter Grass bei seiner Rede zum Nobelpreis 1999.
Günter Grass bei seiner Rede zum Nobelpreis 1999. © dpa
Ausgelassen tanzte der Schriftsteller im Ballsaal der Stockholmer Stadthalle mit seiner Tochter Helene. Zuvor war der 72-Jährige mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet worden.
Ausgelassen tanzte der Schriftsteller im Ballsaal der Stockholmer Stadthalle mit seiner Tochter Helene. Zuvor war der 72-Jährige mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet worden. © dpa
Günter Grass vor der angekohlten Tür seines Hauses in Berlin-Friedenau am 16.09.1965.
Günter Grass vor der angekohlten Tür seines Hauses in Berlin-Friedenau am 16.09.1965. © dpa
Günter Grass und seine Frau Ute vor dem Fest zu seinem 80. Geburtstag in Lübeck  am 27.10.2007.
Günter Grass und seine Frau Ute vor dem Fest zu seinem 80. Geburtstag in Lübeck am 27.10.2007. © dpa
Grass im November 2014 bei der Eröffnung der Ausstellung «Hundejahre».
Grass im November 2014 bei der Eröffnung der Ausstellung «Hundejahre». © dpa
Günter Grass am 18.10.1997 auf der Frankfurter Buchmesse.
Günter Grass am 18.10.1997 auf der Frankfurter Buchmesse. © dpa
Günter Grass und SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein 1987.
Günter Grass und SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein 1987. © dpa
Günter Grass im Gespräch mit Bundeskanzler Helmut Schmidt und Altkanzler Willy Brandt auf dem Bundesparteitag der SPD in Berlin am 01.12.1979.
Günter Grass im Gespräch mit Bundeskanzler Helmut Schmidt und Altkanzler Willy Brandt auf dem Bundesparteitag der SPD in Berlin am 01.12.1979. © dpa
Heinrich Böll, Günter Grass und der damalige Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) sitzen am 21. November 1970 während des 1. Kongresses des Verbandes Deutscher Schriftsteller in der Stuttgarter Liederhalle.
Heinrich Böll, Günter Grass und der damalige Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) sitzen am 21. November 1970 während des 1. Kongresses des Verbandes Deutscher Schriftsteller in der Stuttgarter Liederhalle. © dpa
Günter Grass, aufgenommen am 13.11.1964.
Günter Grass, aufgenommen am 13.11.1964. © dpa
Heinrich Böll (re.) und Günter Grass im Großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks in Frankfurt/Main 1971.
Heinrich Böll (re.) und Günter Grass im Großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks in Frankfurt/Main 1971. © dpa
1/24

Zum umfangreichen Werk von Grass gehört die Anfang der 1960er-Jahre erschienene "Danziger Trilogie". Sie umfasst neben der "Blechtrommel" die Novelle "Katz und Maus" (1961) und den Roman "Hundejahre" (1963). Fast ein halbes Jahrhundert später schrieb Grass seine "Trilogie der Erinnerung" mit den autobiografischen Bänden "Beim Häuten der Zwiebel" (2006), "Die Box" (2008) und "Grimms Wörter" (2010).

Steinmeier "tief bestürzt"

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zeigte sich "tief bestürzt" vom Tode Grass'. Grass sei ein großer Bürger und Sohn der Stadt Lübeck, wie ein Außenamtssprecher am Montag in Berlin sagte. Es sei tragisch, dass er jetzt gestorben sei, einen Tag, bevor die Welt auch wegen eines G7-Außenministertreffens in Lübeck auf die Stadt blicken werde. Dieses Treffen beginnt am Dienstag.

Auch Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) reagierte tief erschüttert. "Das ist ein schwerer Verlust für Lübeck, aber auch für die deutsche und die internationale Literatur", sagte Saxe. "Mein tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Ehefrau und seiner Familie." Tief betroffen äußerte sich auch der Leiter des Lübecker Günter-Grass-Hauses, Jörg-Philipp Thomsa. "Wir sind dankbar für die vielen Erlebnisse, die wir mit ihm teilen durften", sagte Thomsa.(dpa)

Reaktionen auf den Tod von Günter Grass

Mit ihm verlieren wir einen der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsgeschichte und einen engagierten Autor und Kämpfer für Demokratie und Frieden.

Sigmar Gabriel, SPD-Chef und Vizekanzler

Wir haben uns nicht mit demselben Thema beschäftigt, aber wir waren Freunde und haben uns gegenseitig geschätzt.

Der ungarische Literaturnobelpreisträger Imre Kertesz

Günter Grass ist gestorben. Das ist eine traurige Nachricht. Sein lit.Werk ist unsterblich. Die Blechtrommel war mein erstes wichtiges Buch.

Thomas Oppermann, Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion

Traurig, dass Günter Grass gestorben ist. Werde ihn als streitbaren und für Deutschland wertvollen Autoren in Erinnerung behalten.

CDU-Vizechefin Julia Klöckner

Literaturnobelpreisträger, großer Autor, kritischer Geist. Ein Zeitgenosse mit dem Anspruch, verquer zum Zeitgeist zu liegen. #Grass

Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag

Mit Günter Grass hat uns ein großer Schriftsteller verlassen. Unsere Gedanken sind bei seinen Freunden & Angehörigen.

Tweet von Bündnis 90/Die Grünen

Günter #Grass war ein streitbarer Intellektueller - sein literarisches Werk bleibt überragend.

FDP-Chef Christian Lindner

Mit Günter Grass ist einer der größten und zugleich streitbarsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsgeschichte von uns gegangen. Mit seinem breiten kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Engagement hat er die bundesrepublikanische Geschichte über viele Jahre mitgeprägt. Der freiheitliche Geist der Bundesrepublik wurde auch durch Intellektuelle wie Günter Grass mit Leben gefüllt.(...)

Wolfgang Kubicki, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag von Schleswig-Holstein

Günter #Grass - ein großer und streitbarer Literat geht. Gerne erinnere ich mich an Gespräche mit ihm. #Traurig

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD)

Der Schriftsteller als Zeitgenosse, wie ich ihn meine, wird immer verquer zum Zeitgeist liegen. Wir trauern um Günter #Grass.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD)

Mit Günter Grass verliert die Welt der Literatur einen wortmächtigen Autor und unsere Republik einen ihrer streitbarsten Mitbürger. Wenn er die Demokratie in Gefahr sah, ging er keiner notwendigen Auseinandersetzung aus dem Wege.

Klaus Staeck, Präsident der Berliner Akademie der Künste

Mit dem Tod von Siegfried Lenz und Günter Grass innerhalb kurzer Zeit geht eine ganze Epoche endgültig zu Ende - literarisch und auch politisch.

Joachim Lux, Intendant des Hamburger Thalia Theaters

Wir verlieren mit Günther Grass einen bedeutenden und streitbaren Literaten, ein trauriger Tag!

Thorsten Schäfer-Gümbel, Landesvorsitzender der hessischen SPD

Gott kann sich jetzt einiges anhören. #Grass

Der Autor und Komiker Micky Beisenherz bei Twitter

1/14