Duisburg. Er ist charmant und böse, ernst und witzig, verbindlich und arrogant: Harald Schmidt weiß, was die Medien von ihm erwarten, und er spielt mit. Harald Schmidt ist der neue Haupt-Juror des niederrheinischen Kabarettpreis "Das schwarze Schaf".

Das schwarze Plastikschaf will Harald Schmidt nicht auf den Arm nehmen – aber dafür liegen ihm die Pappschafe dauernd zu Füßen, die am Dienstag als Dekoration für den neuen Hauptjuror des Kabarettpreises „Das Schwarze Schaf” im Hof des Kleinkunsttheaters „Die Säule” dienten.

Kamerateams und Fotografen drängen sich um den Schauspieler, Entertainer und Kabarettisten. Er könnte dem Preis, den Hanns Dieter Hüsch und Theaterchefin Martina Linn 1999 ins Leben gerufen haben und der am 24. April 2010 im Theater am Marientor zum 6. Mal verliehen wird, zu überregionaler Aufmerksamkeit verhelfen. Hüsch habe für ihn schon früh eine „zentrale Rolle” gespielt, sei ein berufliches Idol gewesen, sagt Schmidt – aber auch Otto Waalkes zählt er dazu. Heute hingegen reiche es, „vier Sätze geradeaus zu sprechen”, um 1000 Euro zu kassieren. „Eine volle Halle hat nichts mit Originalität zu tun”, sagt Schmidt. Aber auch: „Wenn gelacht wird, hat der Kabarettist schon recht.”

Normalerweise werde er nicht als Juror tätig. Ihn überkomme bei Wettbewerben „oft das nackte Grauen”, wenn „die veraltete SPD-Welt beklatscht” werde. Folgerichtig findet er es „großartig”, wenn Wahlkämpfer Jürgen Rüttgers sagt, die CDU müsse an die „Schmidt- und Rau-Wähler ran”. Schmidt: „Ich unterscheide nicht rechts, links, oben, unten, gut und böse – ich kenne nur Wahnsinn.” Ob Kabarett oder Comedy – entscheidend sei: „Lebt der Mensch 2009 und guckt er hin?” Unter den Kandidaten würde er „gerne eine gut aussehende, witzige Frau sehen”. Und: „Vielleicht haben wir ja auch Teilnehmer ohne Migrationshintergrund.” Ähnlich ernst nimmt er seine Aufgabe als Juror: „Wie der Papst – ich komme zwei Minuten vorher und sage: Der isses.”

Seitenhiebe gegen "Weiberschriftsteller"

Wer die bisherigen Preisträger waren, weiß Schmidt nicht, dafür aber was über Duisburg: „Eine pulsierende Metropole, die den Strukturwandel geschafft hat.” Vorsicht! „Plötzlich finde ich Duisburg ganz toll, das kann ebenso schnell wieder weg sein – das war mit Manhattan genau so.” Übrigens: An der Rheinoper inszeniert er mit Christian Brey die Lehar-Operette „Die lustige Witwe” (Duisburg-Premiere am 12. Februar).

Wunderbar, wie schnell Schmidt wechselt zwischen schönen Komplimenten für das Engagement der „Säulen”-Macher („großartig, das ist nur mit Enthusiasmus und Leidenschaft möglich”) und kleinen Seitenhieben etwa gegen „Weiberschriftsteller” (Paulo Coelho, Richard David Precht, Hagen Rether – „schwer, schwer sensibel”). Nach dem Auftritt gestern in der „Säule” sollten sich die Wettbewerbsmacher überlegen, ob sie nicht vielleicht die Jury-Sitzung öffentlich machen. Schmidt mit Blick zurück auf seine Anfänge: „Ich bin mir sicher, dass ich den Preis auf Anhieb gewonnen hätte.”