Köln. . Michael Lentz und Herbert Grönemeyer haben das Kölner Literaturfestival eröffnet – und bespaßten mit Gesprächen über Dialekte im Pott und Rheinland.
Am Anfang kölscht er gewaltig. So wie ein Schauspieler es sich halt vorstellt, dass Kölner in Köln reden. Und was die Ureinwohner der „Domstadt mit K“ leidvoll aus diversen Tatort-Folgen kennen, in denen Max Ballauf und Freddy Schenk alias Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär ermittelt haben.
Davor schützt Herbert Grönemeyer (58) auch nicht, dass er zehn Jahre in Köln gelebt hat. Eine Allüre, die sich, gottlob, alsbald legt, um im Duo mit dem in Düren geborenen Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Michael Lentz (50) ebenso amüsant wie kurzweilig die 15. Auflage des Literaturfestivals "lit.COLOGNE“ zu eröffnen.
Ein schieres Vergnügen
Im Gürzenich setzen Grönemeyer und Lentz das in die Tat um, was sich einst – von 1994 bis 1997 – die Kabarettisten Jürgen Becker und Rüdiger Hoffmann mit „Es ist furchtbar, aber es geht. Ein nordrhein-westfälischer Heimatabend“ auf die Fahne schrieben, ohne dabei das obere Ende der Bannerstange zu erreichen. Vordergründig geht es in „Kölns guter Stube“ ums Dichten, um Liedtexte und Lyrik. Unter- oder hintergründig darum, dass der Ruhrpott aufs Rheinland trifft. Oder umgekehrt. Bei zwei so eloquenten, gut vorbereiteten, Gesprächspartnern ist das ein schieres Vergnügen.
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Was zum einen daran liegt, dass sich der Bochumer und der Dürener echt gut abkönnen. Und zum anderen daran, dass beide sich nicht scheuen, Tacheles über die jeweiligen Mentalitätsbefindlichkeiten zu reden.
So hört man von Lentz das bemerkenswerte Bekenntnis: „Ich bin Quasi-Kölner. Düren hat keinen eigenen Dialekt entwickelt. Ich bin froh, dass das „Öcher Platt“ bei mir nicht so ganz durchgeschlagen hat.“ Worauf Grönemeyer eine Lanze für den Fußball in Aachen bricht: „Ich habe da gespielt, das war gut!“, um kurz danach dennoch klar zu machen, was die vom Rhein von denen an der Ruhr unterscheidet: Unter Tage kannse nich groß quasseln. Wir sagen: ,Ich geh’ beim Oppa’. Wenn ich sagen würde: ,Ich geh’ zum Oppa. Dann bin ich da’, dann wären das schon zwei Sätze. Wir sparen uns einen. Und sind dann ganz entspannt.“ Sein Fazit: Gelassenheit lernt man im Ruhrgebiet. Das ist fast wie Meditieren.“
Auch ernsthafte Töne
Dazwischen bleibt noch genügend Zeit, um Zeilen von Dichtern wie Mascha Kaléko, Rolf Dieter Brinkmann oder Rainer Maria Rilke zu rezitieren. Oder das zu hinterfragen, was auch Grönemeyer, zuletzt mit dem Album „Dauernd jetzt“ (2014), zum Poeten macht. Darin sind Michael Lentz und Herbert Grönemeyer dann wiederum sehr ernsthaft. Und auch ehrlich. Manchmal, da sind sie sich einig, erkennen sie erst Jahre später, was sie tatsächlich von ihrem Innersten preisgegeben haben.